Heft 
(2022) 113
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Fontanes Übersetzung von Catherine Gore  DAprile 55 2. Fontanes Übersetzung und die Leipziger Eisenbahn Von Taits Edinburgh Magazine aus weisen auch die Spuren zum literarisch ambitionierten Apothekergehilfen Theodor Fontane , der in den Jahren von 1841 bis 1843 seine Lehrjahre in Leipzig und Dresden ableistete. Hier be­wegte er sich in den literarischen und politischen Zirkeln um die von Robert Blum gegründete demokratische Leipziger Burschenschaft Kochei und den nach dem bedeutendsten zeitgenössischen Protestliteraten benannten lite­rarischen Zirkel des Herwegh -Klubs. Deren Publikationsorgan war die drei­mal in der Woche erscheinende Literaturzeitung Die Eisenbahn, die vom Verleger Robert Binder und Blums Schwager und späteren Paulskirchen­Abgeordneten Georg Günther herausgegeben wurde. In der Eisenbahn, die den neuen Geist der Zeit schon im Titel trug, erschienen bis 1844 die frühen literarischen Versuche und Übersetzungen Fontanes angefangen mit dem im September 1841 veröffentlichten adels- und klerus-kritischen Gedicht Mönch und Ritter. 28 Literarischer und politischer Bezugs- und Orientierungspunkt waren für die Leipziger Eisenbahner die Entwicklungen und Reformbewegungen in Großbritannien , wie sie etwa in Georg Günthers Artikelserie über Die geis­tigen Vorkämpfer des Radikalismus in England(1841) dem deutschen Publi­kum bekannt gemacht wurden. Als Nebenprodukt der Eisenbahn wurde unter dem Titel The German and Continental Examiner. Journal for Lovers of the English Language and Literature eine Literaturzeitschrift vertrieben, in der sehr zeitnah aus britischen Literaturzeitschriften kompilierte original­sprachliche Auszüge und Werke zeitgenössischer britischer Literatur abge­druckt wurden zuallererst aus Taits Edinburgh Magazine. Machte etwa Taits die Januar-Ausgabe des Jahres 1842 mit Catherine Gores Lines on the Birth of the Heir-Apparent auf, so erschien das Gedicht bereits im Februar im German and Continental Examiner. Einer der größten»Lovers of the English Language and Literature« war der freie Mitarbeiter der Eisenbahn Theodor Fontane . Hier fand er eine un­erschöpfliche Quelle für seine eigenen frühen Übersetzungen, die der litera­rischen Orientierung und Positionierung des Autodidakten dienten. Wie sehr die Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts vom sich entwickelnden literarischen Unterhaltungsmarkt und dessen Medien Zeitung und Zeit­schrift her zu denken ist, zeigt sich beispielhaft an seinen frühen Überset­zungen. Erschienen diese bislang als scheinbar disparates Sammelsurium von frühsozialistischer britischer Arbeiterliteratur mit Gedichtübertragun­gen des»Fabrikbarden«(»Factory Bards«) John Critchley Prince und der »Anti-Corn Law Rhymers« Ebenezer Elliott und Robert Nicholl bis hin zum Londoner High-Society-Roman von Catherine Gore , so erhellt sich der Zu­sammenhang sofort über das Medium. Neben Gores Roman konnte Fontane im 1842er-Jahrgang von Taits auch zahlreiche Gedichte, Rezensionen und