Vom Bild zur Bewegtheit, vom Fragment zum Flow Igl 53 16 Wie in den Erläuterungen zum Fragment Die Kunst des Erzählens angemerkt, lässt sich das Bild der Kahnfahrt als Schreibmetapher dabei konkret als intertextueller Verweis auf Friedrich Schlegels Kritik Über Goethe’s Meister in der Zeitschrift Athenäum (erster Band, 1798) lesen,»wo von den ›beweglichen Gemälden‹ die Rede ist, die am Leser vorüberziehen«; F II, 364. 17 Joachim Paech : ›Filmisches Schreiben‹ im Poetischen Realismus. In: Harro Segeberg (Hrsg.): Die Mobilisierung des Sehens. Zur Vor- und Frühgeschichte des Films in Literatur und Kunst. München 1996.(Mediengeschichte des Films, Bd. 1), S. 237–260, hier S. 246. 18 Mit Dank an Rolf Parr für seine entsprechende Anmerkung im Rahmen der Forschungswerkstatt»Fontanes Fragmente«(TFA, 10. Juni 2022). 19 Siehe dazu das grundlegende Konzept von Erzählen als Szenario der Aufmerksamkeitslenkung und die Relevanz von»guided attention« und »simulated joint attention« in der Narration, wie es etwa Gregory Currie ausarbeitet; vgl. Gregory Currie : Narratives& Narrators. A Philosophy of Stories. Oxford 2010, besonders S. 97–98. 20 Matthias Grüne führt das in seinem Beitrag Wer erzählt? Experimente mit der Erzählerfigur oder: Warum Fontane nie einen Briefroman schrieb in diesem Heft aus, vgl. S. 55-70. 21 Zur perspektivischen Doppelstruktur als Grundprinzip des narrativen Diskurses sowie der Dynamik von Erzählraum und erzähltem Raum siehe Natalia Igl: Erzähler und Erzählstimme . In: Martin Huber und Wolf Schmid (Hrsg.): Grundthemen der Literaturwissenschaft: Erzählen . Berlin , New York 2017, S. 127–149, besonders S. 141–144; Natalia Igl: The double-layered structure of narrative discourse and complex strategies of perspectivization. In: Natalia Igl und Sonja Zeman (Hrsg.): Perspectives on Narrativity and Narrative Perspectivization. Amsterdam , Philadel phia 2016.(Linguistic Approaches to Literature, Bd. 21), S. 91–114. 22 So vermerkt die Herausgeberin Christine Hehle im Einleitungsteil der Fragmente -Edition Arsenal der Möglichkeiten :»Zeitungsausschnitte und andere Drucksachen, aber auch bibliographische Hinweise finden sich in vielen der Konvolute, sie bilden integrale Bestandteile der Fragmente.«(F I, XI-XXII, hier XVI). 23 Mit Dank an Klaus-Peter Möller für seinen entsprechenden Hinweis im Rahmen der Forschungswerkstatt »Fontanes Fragmente«(TFA, 10. Juni 2022). 24 Als heutigen, mit Medien wie Film und Comic vertrauten Leser*innen erscheint uns das Fragment mit seinen aufgelisteten Szenen vielleicht nicht nur lesbar als Exposé eines geplanten Erzähltextes, sondern auch als textueller Entwurf eines ›Miniatur-Storyboards‹ für eine(audio-)visuelle Erzählung. 25 Dass die Anlage eines solchen ›Szenariums‹ bei Fontane nicht immer in der gleichen Form(atierung) erfolgt, zeigt etwa das Fragment Auf dem Lande , in dem ein ähnliches Stationen- und Ereignis-Panorama entworfen wird, hier jedoch nicht in Listenform:»Mücken. Toller Hund. Ein aus dem Gefängniß Ausgebrochener. Die Zeitungen. Er(der Besitzer) liest nur den Geld u. Getreidebericht. Die Gnädige die Verlobungsanzeigen. Schlechtes Wetter. Alles stürzt ins ans Fenster. Wieder Sonne. Vielleicht wenn Du ein Fliegenfenster einsetzen könntest. Billard spielen. Fahrt in Feld und Wald.«(F I, 425).
Heft
(2022) 114
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