Heft 
(2022) 114
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Aus Fontanes Papierkorb  Möller 89 Aus Fontanes Papierkorb. Zuschriften und Briefentwürfe im Manuskript Melusine von Cadoudal Klaus-Peter Möller Zum Niederschreiben seiner Entwürfe hat Theodor Fontane nicht selten die unbeschriebenen Seiten oder auch nur Teile von Seiten makulierter Schriftstücke verwendet, wozu er sowohl eigene obsolet gewordene Auf­zeichnungen benutzte als auch Zusendungen, die er von anderen bekom­men hatte. Auf diese Weise blieb so manches Dokument erhalten, das sonst vermutlich im Papierkorb gelandet wäre, jener Brief etwa, in dem Rilke klarstellte, dass er keine Frau, sondern ein Mann sei. 1 Auch bemerkenswer­te Textversionen und Entwürfe zu eigenen Werken, Listen oder Notizen sind auf den Rückseiten, teilweise auch auf den Vorderseiten der Manu­skripte Fontanes überliefert. Schließlich finden sich zahlreiche Briefent­würfe in seinen Manuskripten. Diese disparat überlieferten Texte, Ent­würfe, Fragmente und Dokumente unterschiedlichster Art sind eine wertvolle Ergänzung der voluntaristischen Überlieferung, teilweise sind sie die einzigen Überlieferungszeugen von Texten oder Fassungen. Die Erforschung der Textgenese und der Korrespondenz Fontanes ist von Anfang an mit diesem Phänomen vertraut. Schon Friedrich Fontane hat auf den Rückseiten von Manuskripten überlieferte Textfragmente und Ent­würfe bei der Sammlung der Briefe und bei den Verzeichnisarbeiten des Fontane -Archivs berücksichtigt. In seinem Aufsatz zu Fontanes Stechlin beschrieb und edierte Julius Petersen 1928 zahlreiche im Manuskript über­lieferte Konzeptionsüberlegungen und verworfene Textfassungen. In den Bänden der Großen Brandenburger Ausgabe sind in den Abschnitten zur Überlieferung jeweils sämtliche Entwürfe und Entwurfsfragmente zu den Werken dokumentiert. Ein bis dahin unbekannt gebliebenes Puzzleteil zu einem Dispositionsentwurf für Grete Minde hat ein Seminar der Potsdamer Universität 2018 in den Fontane Blättern in die Überlieferungsgeschichte eingeordnet. Dies sind nur einige Beispiele für die Erschließung der zer­streut überlieferten Entwürfe Fontanes. Einer der ersten, der die Rückseiten von Fontanes Handschriften syste­matisch erforschte, war Hans-Friedrich Rosenfeld (1899–1993), der bereits