.Dampfnudeln'", 28 mit denen er bei Heyses bekocht wurde. Nur die Audienz bei König Maximilian, die ihm der Monarch am 19. März 1859 gewährte — »Heut um 3 3/4 Uhr stieg ich also die marmornen Stufen hinauf; die weiße Krawatte saß untadelhaft und mit Hülfe von 3 paar wollnen Strümpfen hatt' ich meinen Fuß so dick und elastisch gemacht, daß alle Rissen und Falten in meinen Lackstiefeln wie ausgeplättet waren. Dies machte mich sehr glücklich und war mir eine gute Vorbedeutung." 29 —, und die Teilnahme am Symposion fünf Tage später schildert Fontane mit spürbarer Begeisterung, 30 so daß man politische Bedenken gegen die Stelle eines Beamten am Hof des bayerischen Königs aus der Reihe der möglichen Gründe für Fontanes Entscheidung gegen München wird ausschließen können.
Ein Indiz für Fontanes ganz offenbar grundsätzliche Unlust, an München und den Münchnern Gefallen zu finden, ist der Umstand, daß er mit keinem einzigen der Schriftsteller und Gelehrten, mit denen Heyse ihn bekannt gemacht hat, einen Briefwechsel eröffnete. Nur je ein Briefchen an Hermann Lingg und an Moriz Carriere sind überliefert, 31 beide von einem unpersönlich floskelhaften Geschäftston, den man bei Fontane kaum sonst findet. In dem Brief an Lingg vom 26. März 1859 wird die mangelnde Bereitschaft zur Anknüpfung persönlicher Beziehungen besonders deutlich, vor allem, wenn man ihn mit einem Brief an Wilhelm von Merckel vom Tag zuvor vergleicht. An Lingg schreibt Fontane : 32
Sonnabend
Sehr geehrter Herr.
Das wirklich erbarmenswerthe Wetter, das mich während meines Aufenthalts in München um so vieles gebracht hat, bringt mich nun schließlich auch noch um das Vergnügen, Sie, vor meiner auf Montag früh festgesetzten Abreise, noch mal zu sehn. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und bewahren Sie mir ein freundliches Andenken. Ihr aufrichtig ergebenster
Th: Fontane
München d. 26. März 59
Wie wenig ernst es Fontane mit dem versäumten „Vergnügen" einer erneuten Begegnung mit Lingg gewesen ist, verrät der Brief an Merckel, in dem es heißt:
Am Montag früh gedenk ich abzureisen, wenn nicht das ganz erbärmlich schlechte Wetter mich zwingt, noch einen Tag zuzugeben. Ich habe nämlich ein Dutzend Abschiedsvisiten zu machen, was bei Regen und Wind kaum auszuführen ist, schon deshalb nicht, weil man in solchem Wetter jeden zu Hause trifft. 33
Neben all den Gründen für Fontanes Abneigung gegen ein längeres Verbleiben in München, neben einer grundsätzlichen Mißstimmung und der mangelnden Begeisterung für die potentielle Aufgabe als Privatbibliothekar des Königs und neben den Vorbehalten gegen die in München gepflegte Form literarischer Geselligkeit sollte man auch einige eher banale Ursachen nicht außer acht lassen. Heyse spielt in den »Jugenderinnerungen und Bekenntnissen" auf Fontanes Verwurzelung im märkischen Kulturraum an und vermutet, daß eine Berufung nach München „dem eingefleischten Märker auf die Länge schwerlich behagt haben würde", 34 und Fontane selbst gesteht in einem Brief an Henriette von Merckel: „den märkischen Sand würd ich enfin doch vorziehn. Ich bin sehr entberlinert, aber doch noch nicht entpreußt." 35 Fontanes enge Verknüpfung mit preußischer Lebenswelt und Geschichte ist es auch, die Heyses Anregung, Fontane solle dem König zuliebe bayerische Nationalballaden schreiben.
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