Heft 
(1990) 50
Seite
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Verzeichnisse und Register

Über 100 Seiten an Verzeichnissen und Registern beschließen die Ausgabe im 3. Band. Auch dabei gibt es Neues. Die Nymphenburger Ausgabe bringt neben einem alpha­betischen Gedichtverzeichnis ein Verzeichnis von Vertonungen. Die Hanser-Ausgabe fügt als Novum ein Verzeichnis derTunnel"-Lesungen hinzu. Die Ausgabe des Aufbau-Verlags bietet darüber hinaus noch eine Aufstellung der nicht erhaltenen, aber aus Zeugnissen erschlossenen Gedichte. Und neu hinzugekommen ist vor allem ein ausführliches Personenregister, das den Namen die elementaren biographischen Daten beigibt.

Die Ausführungen wollen die Leistungen der vorangegangenen Ausgaben der Fontane-Gedichte nicht schmälern. Bereits die Nymphenburger Ausgabe und die Hanser-Ausgabe führen umfassender und differenzierter als je zuvor an die Lyrik Fontanes heran und stellen einen wertvollen Ertrag der Kommentierung bereit, den sich die Ausgabe des Aufbau-Verlags zunutze machen konnte. Aber deutlich sollte doch werden, daß sie in vielen Punkten über das bis dahin Erreichte hinausgelangt: eine anspruchsvolle Lese- und Studienausgabe, die für die Gedichte Fontanes sicher den fortgeschrittensten Stand der editorischen Bemühungen wie der Kommentierung repräsentiert.

Theodor Fontane: Graf Petöfy. Hrsg, von Liselotte Voss. Stuttgart: Reclam (RUB 8606) 1989. 246 S.

(Rez.: Bettina Plett, Köln)

Fontanes Frau Emilie, die seine Romanmanuskripte nicht nur in die Reinschrift übertrug, sondern das Erzählte als erste Leserin auch kritisch kommentierte, hatte, als sie im Frühsommer 1883 das Manuskript vonGraf Petöfy" abschrieb, ver­schiedene Einwände vorzubringen. In seinem Antwortbrief vom 15. Juni 1883 setzt Fontane sich mit diesenAusstellungen" auseinander, konzidiert ihre Berechtigung, soweit sie sich auf einen bestimmten Standpunkt berufen, verdeutlicht jedoch nach­drücklich, daß er eben diesen Standpunkt nicht teilt:

So richtig Du alles verstanden hast, so seh ich doch, daß Du meinen Inten­tionen gar nicht gefolgt bist und nicht bloß die Geschichte, sondern auch die beiden Hauptpersonen mit einer der landläufigen Novellenliteratur entnom­menen Alltagselle ausmißt. Natürlich werden das die andern Leser erst recht tun. Du wirst es aber begreiflich finden, wenn ich sage, daß dies gar keinen Eindruck auf mich machen kann; das Kunst- und Erkenntnisvermögen jener ,andren' (the Million) liegt eben weit hinter mir. Leider bin ich äußer­lich nicht in der Lage, dies alles vornehm leicht nehmen zu dürfen, aber wenn ich nur noch 7 Jahre lebte, was doch möglich, so werd ich doch durchdringen. In einigen Köpfen fängt es bereits an zu tagen."*

* Fontanes Briefe in zwei Bänden, hrsg. v. Gotthard Erler, 2. Aufl. Berlin, Weimar 1980, S. 105.

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