UNVERÖFFENTLICHTES / WENIG BEKANNTES
Günter Effler, Weimar (Hrsg.)
Theodor Fontanes Briefwechsel mit Joseph Kürschner
Im zweiten Band der „Letzten Auslese" publizierten Friedrich Fontane und Hermann Fricke 1943 zwei Briefe, die bislang die einzigen Zeugnisse für die Kontakte Fontanes zu Joseph Kürschner waren. 1 Aus dem Kürschner-Nachlaß im Goethe-und-Schiller-Archiv in Weimar können jetzt 9 weitere Schreiben Fontanes und 6 Briefe Kürschners 2 vorgelegt werden, die eine lückenlose Entstehungsgeschichte für die Novelle „Stine" ermöglichen 3 und darüber hinaus interessante Einblicke in die Beziehung von Autor und Herausgeber bieten. Vermutlich hat Fontane Kürschner in der 2. Hälfte der 70er Jahre in Berlin kennengelernt. Joseph Kürschner (1853-1902), der seit 1875 vor allem als Redakteur verschiedener Theaterzeitschriften und -periodika in Berlin tätig war, übersiedelte 1880 nach Stuttgart und wirkte hier als literarischer Berater des Verlages Wilhelm Spemann, als Herausgeber der „Collection Spemann", einer Sammlung von Romanen und Erzählungen in preiswerten Einzelausgaben sowie als Redakteur der Monatszeitschrift „Vom Fels zum Meer" (1881-1889). 1882 übernahm Kürschner von den Brüdern Hart den 1879 gegründeten „Literatur-Kalender" und entwickelte ihn zu einem erstrangigen bibliographischen Nachschlagewerk für die deutsche Gegenwartsliteratur. 1885 begründete er den Deutschen Schriftstellerverband und gab 1885/86 die „Deutsche Schriftsteller- Zeitung" heraus. Von 1882 bis 1899 wirkte Kürschner - in Zusammenarbeit mit zahlreichen Germanisten - als Herausgeber der „Deutschen Nationalliteratur', einer umfassenden Textsammlung von den Anfängen der deutschen Literatur bis zur Goethe-Zeit; um die Popularisierung ausländischer Gegenwartsliteratur in deutscher Sprache machte sich seine Zeitschrift „Aus fremden Zungen" (1891 bis 1896) besonders verdient. Seit 1892 lebte Kürschner in Eisenach und gab hier, neben vielfältigen anderen Projekten, seit 1897 die Romansammlung „Bücherschatz, Bibliothek fürs Haus" heraus. 4
Fontane hat in stärkerem Maße, als bisher bekannt war, an Kürschners Bestrebungen und Arbeiten teilgenommen. Für eine umfassende Darstellung ihrer Beziehungen geben die vorliegenden bekenntnisreichen Briefe vielfältige Hinweise.
Die Publikation des Briefwechsels erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Goethe-und-Schiller-Archivs in Weimar. Textverlust bzw. Textergänzungen werden durch [ ] gekennzeichnet.
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