Kürschner an Fontane
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Hochverehrter Herr!
Seien Sie auf das Beste bedankt für die gütige Mittheilung, die Sie mir in Betracht der Verbandsangelegenheit zukommen ließen und von denen ich mit dem größten Interesse Kenntniß genommen habe. Ich wünsche natürlich sehnlichst, daß aller Streit ein Ende habe und die feindlichen Häuser zum gedeihlichen Zusammenrücken sich verbinden im Interesse aller Collegen und der Litteratur selbst.
Was nun Ihre gütige Mittheilung in Betreff einer Novelle für „Vom Fels zum Meer" anlangt, so würd es mich selbstverständlich außerordentlich freuen, dieselbe für „Vom Fels zum Meer" acceptiren zu dürfen. Mit Ihren Bedingungen erkläre ich mich einverstanden. Ich brauche ja bei Ihnen in keiner Weise besorgt zu sein, daß etwa Dinge in der Novelle Vorkommen, von denen das Publikum aus sittlichen Rücksichten Anstoß nehme.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster Kürschner
Verbandsangelegenheit - Fontane schrieb am 26. September 1885 an Kürschner: „Ihre Güte hat mir ein Blatt aus der letzten Nummer der Schriftsteller-Zeitung zugehn lassen ... Ich danke Ihnen dafür darf auch sagen, daß ich die Fehde .. . mit einem gewissen sensationellen Interesse verfolge .. ., aber ich fechte nicht mit. .."
Fontane war zwar auf Drängen von Eduard Engel Mitglied des Schriftstellerverbands geworden, sah seine Mitgliedschaft aber als „reinen Zufall" an. Vgl. die Vorbemerkung.
in Betreff einer Novelle - Fontane hatte in seinem Brief vom 26. September „auf's Neu" bei Kürschner „wegen einer Novelle (Titel: Stine)" angefragt, da er trotz des „vor etwa drei Jahren getroffenen Abkommens", nicht den Mut hatte, die Novelle „ohne Weiteres und wie selbstverständlich zuzustellen".
Fontane an Kürschner Berlin 29. Sept. 86.
Hochgeehrter Herr.
Ihre Güte hat mir die 86er Hefte von „Vom Fels zum Meer" zugehen lassen. Ergebensten Dank dafür. Auch die Fortsetzung zu empfangen, wie Ihre Güte in Aussicht stellt, würde mich sehr erfreun.
In vorzügl. Ergebenheit,
Th. Fontane.
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