sischen Helden der preußischen Legende — Friedrich II., Dessau, Zieten, Seydlitz, Friedrich Wilhelm III., Blücher usw. - erscheinen nun weniger als naive Devotionalien denn als Vorbilder, Wachrüttler und Ermahner. Sie mischen sich in die Tagespolitik ein und sind plötzlich mit ihren altpreußischen Tugenden und altbewährten Ansichten ganz die Männer der Stunde. Das Herzstück der preußischen Dynastie, eine loyale Armee von tüchtigen Soldaten, wird helfen, dem revolutionären „Schwindel" ein rasches Ende zu bereiten, wie es der Geist von Friedrich II. in Merckels Gedicht Die Ordonnanz gleich erkennt:
„Es ist ein Faschingsschwindel,
Ich sehe nur Gesindel,
Das schlechte Streiche macht!
Noch steht der Thron wie immer Als wie ein Fels im Meer Und rings im Waffenschimmer Mein treues Heer." 12
Der Parteigeist drückt sich aber nicht nur in den Formen der gereimten Preußenanekdote aus. Tunnelmitglieder schreiben unter dem Eindruck der politischen Ereignisse rabiate Parteigedichte. Die Devise der Reaktion zum Beispiel, „Gegen Demokraten Helfen nur Soldaten." 13
stammt aus der Feder des nach Fontanes Schilderung so moderaten Merckel. Es sind die Schlußzeilen eines Pamphlets, in dem die Demokraten, die „fünfte Zunft", 14 als teuflische Betrüger und Volksverderber denunziert werden.
Die militärische Thematik nimmt nach 1848 einen unverkennbar politischen Charakter an. In den Versuchen des Scherenberg-Epigonen Fedor von Köppen, eines jungen Offiziers, Jahrgang 1830, Tunnelmitglied seit 1852, dient das Schlachtepos der Schilderung der „jüngsten Taten preuß'scher Tapferkeit',15 der Schlacht bei Schleswig am 23. April 1848. In den folgenden Jahren bemüht er sich, dem General von Wrangel ein dichterisches Denkmal zu setzen, 16 und er unternimmt eine großangelegte, aber nur bruchstückhaft ausgeführte epische Darstellung der Freiheitskriege. Die drei Fragmente dieses Projekts 17 nehme n wie zahlreiche der 1881 unter dem Titel ' Männer und Taten gesammelten Preu- ßenlieder alte Themen und abgedroschene Formeln der vaterländischen Dich- tung wieder auf. Der Bezug zur damaligen politischen Frontlage ist jedoch auf- fallend. Von Köppen schürt den Franzosenhaß, geißelt demokratische Bestre- bungen als Äußerungen eines fremden Ungeistes, betont die Notwendigkeit ein er starken Armee in einem stramm geführten Preußen. Er ebnet gleichsam m i t poetischen Mitteln den Weg zur Annahme der nächsten Heeresvorlage.
Zur Gattung der patriotischen und politischen Poesie gehören auch Gelege n- heitsgedichte, die Tunnelmitglieder zu öffentlichen Anlässen des Nachmärz ver- faßten. Hesekiel, Fontane, Bernhard von Lepel und Merckel schrieben Fried-
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