Heft 
(1991) 51
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W. Jonas 1827, C. Löwe 1828, L. Schneider 1827 und Wollheim da Fonseca 1828. Zwei Drittel der Mitglieder von 1877 gehörten dem Tunnel seit mehr als zwei Jahrzehnten an. Kurzzeitige Mitgliedschaften im Tunnel waren selten. Ver­stöße gegen die großzügigen Statuten wurden zudem nur in krassen Fällen, etwa bei Diebstahl geistigen Eigentums (L. Bamberg), mit Exklusion geahndet. Religiösen und politischen Animositäten wurde durch die ausdrückliche Absti­nenz des Tunnels von solchen Fragen der Boden entzogen.

Bei der solchermaßen geringen personellen Fluktuation alterte ein kaum ver­änderter Kreis von Mitgliedern gemeinsam.

Das Durchschnittsalter betrug 1837 32 Jahre, 1877 lag es bei 55 Jahren. Mit dem Studienabschluß der Stammitglieder scheint auch der Kontakt zu Studenten seltener geworden zu sein, darauf weist der sinkende Anteil studentischer Mit­glieder von 12% 1837 auf 2% 1857 und 0% 1877 hin. Auch eine nachlassende Attraktivität des Tunnels für junge Menschen könnte diese Veränderung des Sozialprofils erklären. Die jahrzehntelange Mitgliedschaft einiger Mitglieder wurde nicht durch den Eintritt Jüngerer ergänzt, so daß die Auflösung der Ver­einigung aus Mitgliedermangel absehbar wurde.

Abschließend bleibt festzustellen, daß die bisherigen Überlegungen nur einen Ausschnitt der soziologischen Fragen an den Tunnel berühren. Ein Vergleich des Tunnels mit anderen künstlerischen Vereinigungen sowohl unter der hier besprochenen als auch unter anderen Gesichtspunkten wäre ein wünschenswer­ter Beitrag zur Erforschung dieser literarisch-künstlerischen Vereinigung Ber­lins im 19. Jahrhundert.

Anmerkung

1 Katrin Hannusch: Zur Mitgliedersoziologie des Literarischen Sonntagsvereins «Tunnel über der Spree". Humboldt-Universität Berlin, Sektion Germanistik. Diplomarbeit. 1990.

Gerhard Friedrich, Heidelberg

Ellernklipp.

Literarische Anlehnungen Fontanes

Unter den Erzählwerken Fontanes istEllernklipp" eines der unbedeutendsten. Gleichwohl hat die Erzählung ihre Reize, denen nachzugehen sich schon deshalb lohnt, weil (selbstverständlich) die Handschrift Fontanes, sein Denken wie sein künstlerisches Wollen, überall erkennbar ist. Dem Leser bleibt immer bewußt daß es sich nicht um eine bloße Fingerübung handelt, sondern daß der Dichter hier mit der gleichen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit gearbeitet hat, wie man

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