Heft 
(1991) 51
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wird zitiert nach der Ausgabe des Deutschen Klassiker Verlags (Frankfurt, 1987, Bd. 2). GoethesWilhelm Meisters Wanderjahre' werden zitiert nach der Ham­burger Ausgabe (HA) Bd. 8.

Es sollte hinzugefügt werden, daß es bei Fontane, soweit ich sehe, nur eine Briefstelle gibt, die bezeugt, daß Fontane GoethesWanderjahre" gekannt hat. (Vgl. Theodor Fontanes Briefwechsel mit Wilhelm Wolfsohn, hrsg. von Christa Schultze. Berlin und Weimar 1988, S. 314)

Fritz Gebauer, Großenhain

Eine unbekannte Quelle. DieVaterländischen Reiterbilder" und die Bismarck-Biographie Fontanes

Jeder Fontane-Kenner weiß, daß die Figur des Fürsten Bismarck aus dem Werk des Chronisten und Schriftstellers Fontane nicht weggedacht werden kann. Hatte doch der Dichter der Persönlichkeit des Kanzlers ein niemals erlahmendes, lei­denschaftliches Interesse entgegengebracht, auch oder gerade weil sich schließ­lich langjährige Bewunderung mit immer stärker werdender Ablehnung mischte, ln jener Ambivalenz erkennen wir heute die Quelle der Faszination, die von der gewaltigen Erscheinung des Kanzlers ausging und eben jene fruchtbare Spannung erzeugte, die Fontane zu nimmermüder Beschäftigung mit dessen Person antrieb, ohne daß er sie doch jemals zu einem abschließenden Urteil geführt hätte, hätte führen können oder wollen. Wenn es erlaubt sei, den Wider­spruch auf eine kurze Formel zu bringen, so müßte man sagen, dieser lag gewiß in der Unterscheidung zwischen historischer Größe, zu messen an Lei- s tung, an Vollbrachtem und menschlicher Größe, die Fontane dem Kanzler, bei allen Zugeständnissen im einzelnen, nicht zubilligte. Das Werk des Dichters w i e auch seine nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Äußerungen, vor allem in den Briefen, liefern eine nur schwer zu überschauende Zahl von Belegen dafür.

Es mag deshalb auf den ersten Blick unverständlich erscheinen, warum ausge­rechnet die relativ umfangreiche und obendrein einzig geschlossene Äußerung Fontanes über Bismarck - eben jene kleine Bismarck-Biographie von 1879 1 - v on der Forschung kaum zur Kenntnis genommen wurde und wird. Aber eben nur auf den ersten Blick. Denn Fontane selbst hat sie bereits 1894 mit den Worten, auch einmal eine Bismarck-Biographieverbrochen' 2 zu haben, ent­scheidend abgewertet. Außerdem wußte man, daß sie als Auftragswerk entstan­den war und wohl deshalb bei aller Qualität und Differenziertheit ein bemer­kenswert einseitiges Bild des Fürsten lieferte, das seinerseits den Zugang zu der Problemwelt des Dichters mehr verbaute als öffnete.

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