seine Chance und bestimmte, seinerseits nicht eben kleinlich, eine Summe von 400 Talern als Erlös. Der Handel schloß zu beider Zufriedenheit. Schuster bezahlte nach Abschluß der Arbeit die umgerechnet 1200 Reichsmark, und Fontane vermeldete die Summe nicht ohne Genugtuung seiner Frau: „Ich gebe die Zahl ihrer Stattlichkeit halber absichtlich in Mark.' 13
Warum eigentlich sollte Fontane nicht kräftig zulangen, da man sich doch endlich auch einmal um seinen Namen riß - wenn man ihm schon zumutete, in die Rolle eines Brachvogel zu schlüpfen? Die ernster zu nehmende Seite dieses Abstechers in eine Welt, in der „alles allergröblichstes Geschäft" war, liegt freilich in der Frage, wie er diese Rolle auszufüllen gedachte.
Es liegt im Wesen eines Auftragswerkes, daß sich der Künstler einem vorgegebenen Zwecke oder doch zumindest einer bestimmten Begrenzung unterwerfen muß, die sich aus dem Auftrag selbst ergibt. Wie weit er der künstlerischen Entfaltung dienen und wie weit er sie einschränken kann, läßt sich immer nur am konkreten Fall beurteilen. Die „Vaterländischen Reiterbilder" waren allerdings ein Projekt, das von seinem Anliegen und seiner Konzeption her nur geringe Anforderungen stellte. Die einzige künstlerische Herausforderung, der sich der Dichter im Zusammenhang mit dieser Aufgabe gegenüber sah, lag in der formalen Beschränkung, nämlich auf knappem Raume viel zu geben. Er hatte keinen Einfluß auf die Auswahl der Persönlichkeiten, war gehalten, eine positive Würdigung vorzunehmen und bekam schließlich, da das Bild eindeutig im Vordergrund stand, die nachgeordnete Rolle ihm gegenüber zugewiesen. Bild und Wort können an und für sich eine äußerst produktive künstlerische Ehe eingehen, unter der Bedingung allerdings, daß sie sich ergänzen können bzw. daß die inspirierende Kraft des Bildes der poetischen Phantasie genügt. Aber gerade diese Voraussetzung brachten die Bilder des Historienmalers Camphausen kaum mit.
Fontane verteidigte stets mit Nachdruck den ästhetischen Charakter aller Kunst und betonte deshalb, daß es „kein Kunstwerk ohne Poesie" geben könne. „In meinem Gemüte steht es felsenfest", so begründete er diesen Standpunkt, "daß es in aller Kunst, wenn sie mehr sein will als Dekoration ... auf etwas Seelisches, zu Herzen Gehendes ankommt, und daß alles, was nicht erhebt oder erschüttert oder erheitert oder gar gedanklich beschäftigt . .. keinen Schuß Pulver wert ist." 14 Vom Historienmaler durfte er deshalb verlangen, daß er den „Kern der Handlung, das Wesen des großen geschichtlichen Momentes, erfaßt „und in seinem ganzen Zauber dem Beschauer" vermittelt. Aber gerade diesem Maßstabe konnten die genannten Bilder am wenigsten gerecht werden. Denn „die einzige Kunst", so ergänzte Fontane, „die unsere Historienmaler in nur allzu vielen Fällen üben, besteht darin, daß sie die Tat gleichsam entnerven und das natürlich Gegebene in seinem Zauber zu entzaubern verstehen. Gibt es etwas Ergreifenderes als Konradins Tod? Gibt es etwas Langweiligeres als die Bilder, die ihn darstellen?" 15
Mit dieser letzten Bermerkung zielte Fontane vermutlich direkt auf Camp- hausen, der zusammen mit Ludwig Burger und etwa noch Anton von Werner '
80