von Adolf Menzel darf hier die Rede nicht sein - zur Phalanx der zeitgenössischen Historienmaler gehörte. Fontane unterhielt zu ihm keine direkten Beziehungen. Der Illustrator seiner Werke historischen Charakters war Ludwig Burger, ein Mann also, der sein Können u. a. in den Dienst des Fontaneschen Schaffens gestellt hatte, sich aber durch die Vignetten allerdings auch an den .Reiterbildern' beteiligte. Eine recht ansehliche Zahl von Briefen an den Maler zeugen von enger und gedeihlicher Zusammenarbeit. 16
Camphausen war zu seiner Zeit möglicherweise der Bekanntere von beiden. Auch ihm hat Fontane eine etwas bemüht-freundliche Würdigung zuteil werden lassen, ohne die Grenzen seines Könnens zu übersehen oder zu verschweigen. 17 In einer Zeit, in der die Publizistik noch ohne die Photographie auskommen mußte, hatte der Maler, dem Bedürfnis der Öffentlichkeit vielleicht gar zu willig folgend, die besonders erhebenden Augenblicke in der dichten Folge patriotischer Großtaten im Bilde festgehalten, darunter auch solche wie „Die Eroberung einer österreichischen Standarte durch das schlesische Dragonerregiment Nr. 8 bei Nachod' oder „Die Begegnung des Kronprinzen mit dem Prinzen Friedrich Karl bei Chlum' und schließlich gar „König Wilhelm verleiht bei Königgrätz dem Kronprinzen den Orden pour le meríte".Der Maler, so schrieb Fontane, erfasse „in echt realistischer Weise die Erscheinungen der Wirklichkeit' (Hervorhebung F. G.) 18 , er vermißte aber die Fähigkeit, „abstrakte Gedanken ... versinnlichen" zu können, weswegen sich der Künstler „an Originalität, Tiefe, Studium und kühn erfinderischer Kraft" mit seinem „Rivalen" Menzel nicht messen könne, ein Einwand, den der Dichter bei der Besprechung einzelner Werke des Malers immer wieder geltend zu machen hatte.
Beide, Burger und Camphausen, wären heute als Künstler vergessen - die einschlägigen Lexika kennen ihre Namen kaum noch -, lebten sie nicht durch die Geschichte selbst und mit ihr durch Fontane fort.
Durch das Projekt Schusters sah sich der Dichter zum ersten Male mit Camphausen direkt zusammengeführt und dabei einem Genre verpflichtet - falls Reiterbilder als ein selbständiges Genre gelte dürfen - das, aus der Hand Camphausens, schwerlich mehr hergab als den bloßen Anlaß, sich über den Jeweiligen Reiter zu äußern. Fontane durfte also „for the million" schreiben, wo „for the million" gemalt worden war - es sei denn, er verbot es sich selbst.
Die Hinterlassenschaft Brachvogels war dabei offensichtlich wenig hilfreich. Die Gegenwart kennt ihn noch als den Verfasser des Romans über Friedemann Bach. Die Zeitgenossen kannten ihn eher als Dramatiker, der durch seinen 1856 in Berlin erstmals aufgeführten „Narciß' eine Zeitlang von einem gewissen Ruhm zehrte, ohne diesen Erfolg jemals wiederholen zu können. Eine Gelegenheit, „Anlauf zur längst verscherzten Beliebtheit zu wagels n" 20, bot sich ihm, a der bayrische Staatsrat August von Eisenhart in München die „Biographien deutscher Fürsten, Staatsmänner und Helden' 21 herauszugeben beabsichtigte. Brachvogel bot ihm im Oktober 1871 seine Mitarbeit an, indem er seine „ernste Un d innige Loyalität und einen redlich treuen Sinn für geschichtliche Schilderung' gt e ltend machte und seinen „ehrlichen Namen als deutscher Mann und Chris
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