Auf der Treppe von Sanssouci
7./8. Dezember 1885 (Zu Menzels 70. Geburtstag)
Von Marly kommend und der Friedenskirche,
Hin am Bassin (es plätscherte kein Springstrahl) Stieg ich treppan; die Sterne blinkten, blitzten.
Und auf den Stufen-Aufbau der Terrasse
Warf Baum und Strauchwerk seine dünnen Schatten,
Durchsichtige, wie Schatten nur von Schatten.
Rings tiefe Stille, selbst der Wache Schritt Blieb lautlos auf dem überreiften Boden,
Und nur von rechts her, von der Stadt herüber. Erscholl das Glockenspiel.
Nun schwieg auch das. Und als mein Auge, das auf kurze Weile Dem Ohr gefolgt war, wieder vorwärts blickte.
Trat aus dem Buschwerk, und ich schrak zusammen. Er selbst, im Frackrock, hinter ihm das Windspiel (Biche, wenn nicht alles täuschte), dazu Krückstock Und Hut und Stern. Bei Gott, es war der König.
Was tun? Ich dacht' an Umkehr: doch sein Auge, Das Fritzen - Auge bannte mich zur Stelle;
So hielt ich denn und machte Front.
Ich stotterte was hin.
»Wie heißt er?"
»Und sein Metier'
„Schriftsteller, Majestät. Ich mache Verse!"
Der König lächelte: „Nun hör' Er, Herr,
Ich will's Ihm glauben; keiner ist der Tor,
Sich dieses Zeichens ohne Not zu rühmen. Dergleichen sagt nur, wer es sagen muß.
Der Spott ist sicher, zweifelhaft das andre.
Poete allemand! Ja, ja, Berlin wird Weltstadt.
Nun aber sag Er mir, ich les' da täglich (Verzeih Er, aber Federvieh und Borste Wohnt auf demselben Hof und hält Gemeinschaft), Ich les' da täglich jetzt in den Gazetten Von Menzelfest und siebzigstem Geburtstag, Ausstellung von Tableaux und von Peintüren Und ähnlichem. Ein großer Lärm. Eh bien, Herr, Was soll das? Kennt Er Menzel? Wer ist Menzel?"
Und dabei flog ein Zug um seinen Mund,
Als wiss' er selber Antwort auf die Frage.
»Zu Gnaden, Majestät", begann ich zögernd, »Die Fra g' ist schwer, das ist ein Doktorthema; 125