sierenden Mitteilungen Fontanes über seine Leipziger Zeit in der Autobiographie sind allerdings besonders ergänzungs- und korrekturbedürftig. In diesem Zusammenhang ist auch das 1841 entstandene Gedicht Shakespeares Strumpf zu nennen, das den musealen Schiller-Kult zum Angriffsziel hat (HF I, 6, S. 683 und Anm.)
29 So bereits 1846 im dritten der Emilie gewidmeten Sonette: »Zur Geltung kommt das kläglichste Gelichter! ,Sei Bänkelsänger oder Farbenreiber,/ Sei Dorfschulmeister oder Eseltreiber,/ Sei was du willst, gleichviel! Nur sei kein Dichter.'" (HF I, 6, S. 771 und Anm.; Aufbau, Bd. 2, S. 396 f. bietet den Text nach der Abschrift im .Tunnel'.) Vgl. besonders den 1891 anonym veröffentlichten Artikel Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller (HF III, 1, S. 573 ff. und Anm.) Auch in der Korrespondenz äußert sich F. über das geringe öffentliche Ansehen des Schriftstellers und Journalisten oft mit großer Schärfe.
30 Vgl. Anm. 1. Das Gedicht Hoffest fährt nach der als Titel dieses Aufsatzes zitierten Phrase: »Sie kennen ja unsren berühmten Sänger" ironisch fort: „Alle Gesichter werden länger.“ Es ist, als habe Fontane die Situation vorausgeahnt, die sich bei der Feier seines 70. Geburtstages im „Englischen Haus" in Berlin ergab: Das Publikum kannte seine berühmteste Ballade Archibald Douglas offenbar nicht hinreichend genau, denn es unterbrach deren Vortrag durch verfrühten Beifall.
31 Fontane schrieb das Gedicht als annähernd Siebzigjähriger, auch der Erscheinungstermin der dritten Auflage der Gedichte zielt auf den 70. Geburtstag. Der erreichten Altersstufe eignet eine symbolische Bedeutung, gleichwohl - oder gerade jetzt - äußert sich der Dichter „im Bummelton'.
32 Die zweite Strophe von Paul Gerhardts 1647 entstandenem Abendlied lautet vollständig: „Wo bist du, Sonne, blieben?/ Die Nacht hat dich vertrieben,/ Die Nacht, des Tages Feind./ Fahr hin; ein andre Sonne,/ mein Jesus, meine Wonne,/ gar hell in meinem Herzen scheint." - Fontane hat, wie besonders seine Erzählwerke zeigen, das Stilmittel des Zitats mit ebenso großer wie bewußter Meisterschaft gehandhabt. Da viele der von ihm zitierten Autoren mittlerweile sehr viel weniger bekannt sind als zur Fontanezeit, hat sich die Wirkung dieses Kunstmittels allerdings stark verändert. Nicht selten wird es unbemerkt bleiben; umso stärker überrascht die unvermutete Wahrnehmung. Vgl. in diesem Zusammenhang die höchst aufschlußreiche Untersuchung von Lieselotte Voß, Literarische Präfiguration dargestellter Wirklichkeit bei Fontane. Zur Zitatstruktur seines Romanwerks. München 1985. sowie Bettina Plett, Die Kunst der 1 Allusion. Formen literarischer Anspielungen in den Romanen Theodor Fontanes. Köln, Wien 1986 (= Kölner germanistische Studien. 23)
33 „Spreeland", Kap. „Mittenwalde' (HF II, 2, S. 709).
34 Am 30. November 1876. Der Satz lautet vollständig: „Das ,Frühlingslied von Uhland oder eine Strophe von Paul Gerhard [!] ist mehr werth als 3000 Ministerial-Reskripte." (HF IV, 2, S. 549)
136