Heft 
(1991) 51
Seite
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mit »elegischem Grundton', die er allerdings im letzten Augenblick vom Vortrag zurückzieht - trägt Züge des jungen Fontane.

49 Prinz Friedrich von Homburg, V 10. - Fontane spricht von »Unsterblichkeit' in Hinblick auf das eigene Werk mit für ihn charakteristischer Ironie. An Emilie Fontane am 10. 8. 1877 aus Thale: »Gestern abend acht Uhr bin ich bei leidlichem Wohlsein, mit Koffer, Rockbündel und Unsterblichkeitspaket hier angekommen [...)' (HF IV, 2, S. 747). Das ominöse Paket enthielt das Manuskript des Romans Vor dem Sturm, an dem Fontane vor etwa 15 Jahren zu arbeiten begonnen hatte und den er nach der Krise von 1876 unter Auf­bietung aller Kräfte zu vollenden suchte. Die Wortschöpfung »Unsterblich­keitspaket' bildet ein bezeichnendes Beispiel für den beabsichtigten »Kon­trast der Stillagen', auf den zurecht hingewiesen worden ist (Richter, Fon­tanes späte Lyrik, a. a. O., S. 130).

50 Aufbau, Bd. 3, S. 593.

51 HF I, 3, S. 458.

52 HF I,, 6, S. 345; der Dichterlos überschriebene Entwurf abgedruckt in Auf­bau, Bd. 1, S. 478 f. - Rückblick auf die dichterische Existenz charakteri­siert auch das 1895 entstandene Gedicht An meinem Fünfundsiebzigsten, in dem Fontane sich einleitend noch einmal zu seiner Prägung als Dichter der Mark und Preußens bekennt: »Ich dachte, von Eitelkeit eingesungen:/ (...)/ Du bist der Mann des alten Fritzen / Und derer, die mit ihm bei Tafel sitzen,/ Einige plaudernd, andre stumm,/ Erst in Sanssouci, dann in Elysium (...]" Bis hin zu der entschiedenen Schlußwendung:»[...) kommen Sie, Cohn", handelt es sich dabei allerdings zugleich um einen Abschied (HF I, 6, S. 340 f.).

53 HF/1, 6, S. 341 f. - Der Künstler produziert, aber er vermag nicht rational zu vermitteln, warum er es tut. Darin gründet seine Außenseiterrolle. Fon­tane hat sich jeder prätentiösen Selbstdarstellung von Künstlertum entschie­den widersetzt,ebenso fehlt es nicht an Zeugnissen bewußter Hinwendung zum Menschen. Zuletzt aber dominiert ein Gefühl von Fremdheit, das sich auch auf die Intention des Künstlers in einzelnen bezieht, in der er mehr oder weniger unverstanden bleibt. Das dem Zyklus Aus der Gesellschaft zugeordnete Gedicht Nur nicht loben formuliert es in scherzhafter Weise: Schreibt wer in Deutschland historische Stücke,/ So steht er auf der Schiller- Brücke./ Macht er den Helden zugleich zum DamöteJ So heißt es: Egmont, siehe Goethe./ Schildert er Juden, ernst oder witzig,/ Ist es Schmock oder Veitel Itzig./ Schildert er einige hübsche Damen,/ Heißt es: Dumas ... Ehebruchdramen./ Jeder Einfall, statt ihn zu loben,/ Wird einem andern zugeschoben./Ein Glück, so hab' ich oft gedacht,/ Daß Zola keine Balladen gemacht.' (HF I, S. 376 f.)

54 HF I, 6, S. 329.

55 An Ulrike von Kleist, 14. 3. 1803 (»Werke und Briefe', a. a. O., Bd. 2, S. 730).

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