24. Juni verfaßte er das 4. Kapitel, im Juli sammelte er Stoff für die Amerika- Kapitel und am 24. Juli 1886 beendete er die Hälfte des Romans. Fontane war sich über den Umfang des neuen Buches zu der Zeit noch nicht ganz im klaren; mehrfach berichtete er in Briefen von einer Novelle. Eine solche mit dem Titel »Quitt' nahm Kröner am 29. Dezember 1886 unter Forderung einiger Änderungen zum Verlag an. Nach anderthalb Jahren, die mit anderen Arbeiten angefüllt waren, überarbeitete Fontane den Roman von Juli bis August 1888. Zwei Wochen zuvor hatte er das Manuskript für den »Wanderungs'-Band mit dem Titel „Fünf Schlösser' abgeschlossen. In dessen letztem Teil beschreibt er das Jagdschloß Dreilinden, die Zusammenkünfte der Tafelrunde sowie Leben und Charakter des Prinzen Friedrich Karl. Konkreter Anlaß für Fontanes literarische Beschäftigung mit Dreilinden war vermutlich der Tod des Prinzen - über den er ja bereits sechs Jahre zuvor geschrieben hatte - am 15. Juni 1885 gewesen.
Fontane nimmt in diesem Dreilinden-Aufsatz des „Wanderungen'-Bandes mehrfach Bezug auf Balduin Möllhausen. Dessen Name und Person waren für ihn also untrennbar mit Dreilinden verbunden. Bei der Beschreibung des Schlafkabinetts des Prinzen erwähnt Fontane ein dort befindliches „einfach umrahmtes Balduin Möllhausensches Gedicht, das in einer Anzahl refrainartig gehaltener Strophen erst dem Prinzen und dann dem Klausner von Dreilinden die Huldigungen des Dichters darbringt.' 36 Möllhausen hat dieses 1879 entstandene Gedicht später tatsächlich in seine 1896 erschienene Sammlung von »Dreilinden-Liedern* auf genommen" ;3 7 unter dem Titel »Der Feldmarschallstrich findet sich dort auch ein weiteres von Fontane erwähntes Möllhausen-Poem. 38 Auch auf andere Möllhausen-Gedichte spielt Fontane an, so etwas anläßlich seiner Ausführungen über die Gastfreundschaft des Prinzen Friedrich Karl 39 und über das »Gründungslied von Dreilinden'. 40 Fontane erwähnt zudem ein Medaillonbildnis Möllhausens, das neben vielen anderen in ein Buntglasfenster der Dreilindener Keller-Krypta eingelassen gewesen sei 41
Die Bekanntschaft Fontanes mit dem Abenteuerschriftsteller blieb auch in weiterer Hinsicht literarisch nicht ohne Folgen: In seinem hinterlassenen Prosafragment „Eleonore", das gewöhnlich auf ca. 1880 datiert wird, ist von eines »Bauern Möllhausen jüngste[r] Tochter' die Rede. Und ebenfalls im Nachlaß Fontanes befand sich ursprünglich ein - heute verschollener — zweiseitiger Entwurf für eine Erzählung, die den Titel „Fritz Möllhausen' tragen sollte. 42 Im Oktober 1888 erschien „Fünf Schlösser" mit dem Dreilindenaufsatz, im April des nächsten Jahres kam der Vorabdruck des Romans in der „Gartenlaube", im November desselben Jahres die Buchausgabe bei Hertz mit Datierung 1891. An der Vorveröffentlichung in der „Gartenlaube" reizte Fontane nicht zuletzt das riesige Abonnentenpublikum des Familienblattes. „Aus der Schüssel, aus der 300 000 Deutsche essen, eß ich ruhig mit' 43 schrieb er am 15. November 1889 an die Redaktion: auch dies vielleicht ein versteckter Hinweis auf Möllhausen, der in der »Gartenlaube' einige seiner frühesten Erzählungen veröffentlicht hatte und auch später dort gelegentlich Texte unterbrachte.
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