Heft 
(1991) 52
Seite
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Dankbarkeit erinnere ich mich noch der schönen Wernigeroder Tage, die fast ohne Störung vergingen und ein rechter Lichtblick waren. Ich sehne mich noch nach einem Dessert dieses, um Falks und der Wahl willen unterbro­chenen Castmahles, und glaube, Heringsdorf* ist der rechte Platz.

Wir möchten gerne wissen, was in der Fußnote zu Heringsdorf gesagt wird, denn es gilt natürlich, alle Beweise aufzuführen, die belegen können, daß Erinnerungen an die Zeit mit Minna dort Fontanes Grete-Phantasien inspi­rierten, aber leider geht es nicht. Jemand hat fein säuberlich und wohl in voller Absicht die untere Hälfte der Briefseite abgerissen. Anscheinend sollte die Nachwelt nicht mehr erfahren, was Fontane zu diesem Reiseziel weiter zu sagen hatte. Angesichts des Umstandes, daß der wohl bedeutendste Brief über Minnas Erinnerung (an Martha Fontane vom 28. 8. 1889) nach­weislich entstellend ediert wurde, läßt es sich kaum von der Hand weisen, daß dieselbe Logik auch hier das Anlegen des Lineals diktiert hat.

19 HB II, 619.

20 Vgl. an Clara Stockhausen vom 20. 8. 1878.

21 Klaus Globig -Th. Fs. Grete Minde: Psychologische Studie, Ausdruck des Historismus oder soziopolitischer Appell?' Fontane-Blätter, H. 32 (1981) - S. 706-713 - setzte bei den Ereignissen des Jahres 1878 an, führte sein neues Konzept aber nicht konsequent durch, sondern blieb an einseitigen soziologischen Gemeinplätzen und - man höre und staune - Bismarcks ver­logenem Mißbrauch der Attentate hängen, d. h., er glaubt noch an die Lüge von Nobiling dem Sozialisten.

Erwidert wurde Globigs Versuch von Biener (s. Fn. 14) und im Heft 33 von Volker Giel (S. 68-73), der den abgehobenen Soziologismus nur ver­schärfte, und Hans Ester (S. 73-78), der zwar das einseitige Entweder-Oder widerlegte, jedoch auf die Zeitgeschichte nicht einging, sondern an Globigs Hermeneutik herumkorrigierte.

22 HB II, 567.

23 HB II, 581 f.

24 HB II, 582.

25 DüiD II, 246 (11. 8. 1878).

26 HB II, 619.

27 HB II, 602.

28 Die erste ernstzunehmende Arbeit über die Relevanz des Kulturkampfes für Fontanes Prosadichtung veröffentlichte Gudrun Loster-Schneider - Der Erzähler Fontane. Seine politischen Positionen in den Jahren 1864-1898 und ihre ästhetische Vermittlung - Tübingen; G. Narr, 1986, bes. S. 216-231.

29 S. Hermann Greive - Geschichte des modernen Antisemitismus - Darm­stadt; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1983 - 224 Seiten - bes.Kultur­kampf und Börsenkrach' (S. 50-57) sowieDie politische Wende der aus­gehenden siebziger Jahre' (S. 58-72).

30 Vgl. Verf. -Der Steddin: eine Quellenanalyse' - Interpretationen. Fs. No­vellen und Romane Hrsg. Christian Grawe - Stuttgart; Philipp Reclam jun., 1991 - S. 243-274, denn Fontanes Versuch, mit seinem letzten Roman

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