sches Handbuch der ungarischen Literatur in deutscher Sprache („Handbuch der ungarischen Poesie', Pest 1827), das auch Fontane gekannt haben mochte. Es ist unverständlich, wie Gragger diesen Umstand außer acht lassen konnte: Diese Literaturgeschichte war und ist bis auf den heutigen Tag für Ungarn von außerordentlicher Bedeutung. Sie war im 19. Jahrhundert ein Standardwerk, die erste und unumgängliche Einführung für jeden Deutschen, der sich der ungarischen Literatur zuwandte, so daß Fontane, wenn er genauere Kenntnisse von der ungarischen Literatur gehabt haben sollte, sie erst recht kennen mußte. Zugleich ist unvorstellbar, daß Gragger dieses Werk nicht gekannt haben sollte.
Es ist sicherlich auf diese Argumentation Graggers zurückzuführen, daß sich Hans-Heinrich Reuter in seinem Buch über Fontane auf die Suche nach den Gemeinsamkeiten und Parallelen zwischen Arany und Fontane begibt. Als „Dank für die Widmung von 1851" habe Fontane seiner Gestalt den Namen des „Helden von Aranys populärster Schöpfung" Toldi gegeben. 8 (Zugleich weist Reuter vollkommen richtig, aber eher zurückhaltend im Anmerkungsteil seines Buches darauf hin, daß es auch den bereits erwähnten Literaturhistoriker Franz bzw. Ferenc Toldy gegeben hat.. . 9 ) Ähnlich dann auch der Hinweis bei Gottfried Erler in den Bemerkungen zu „Graf Petöfy" in der achtbändigen Aufbau-Ausgabe der Romane und Erzählungen Fontanes „[...] fest dürfte jedoch stehen, daß Fontane in .Graf Petöfy' dem Ungarn (gemeint ist Arany - G. K.) auf seine Weise gehuldigt hat: das überaus sympathische Faktotum auf Schloß Arpa führt den Namen von Aranys populärster dichterischer Gestalt, Miklos Toldi [. ..]" 10 (vgl. auch z. B. bei Bettina Plett 11 ). Demgegenüber lesen wir in der Keitel-Nürnbergerschen „Petöfy'-Ausgabe in den Anmerkungen den wichtigen Verweis auf Toldys Buch, das „F. sicher bekannt' gewesen sei. 12
Nicht ganz klar ist aber bei alldem, weshalb Fontane Arany und nicht Kert- beny gedankt haben soll. Oder sollte er von Aranys Werken inspiriert worden sein? Von welchen? Warum hat er dann Arany genannt? Er hat ihn auch nicht einmal erwähnt, als er im Jahre 1894 befragt wurde, welche Lektüre er empfehle. 13
Doch wenden wir uns wieder Gragger zu, der im weiteren dem vermeintlichen Zusammenhang zwischen Fontane und Arany nachgeht:
„Dieses Werk gehört nicht zu den charakteristischsten oder wertvollsten Dichtungen Aranys. Aber Fontane lernte durch Kertbeny, der von dem Romanzyklus Fontanes »Von der schönen Rosamunde entzückt war, auch sonst Aranys Poesie kennen, denn Arany korrespondierte mit seinem Übersetzer und hielt ihn aucourant seiner Dichtung. Schon in der Gedichtsammlung Fontanes, die drei Jahre nach Kertbenys Besuch, 1851, erschien, findet sich ein Gedicht, das den Einfluß des erwähnten Aranyschen Gedichtes (,Der gefangene Storch) aufweist. Dieses lautet in Kertbenys später erschienener Übersetzung wie folgt: " 95