Heft 
(1991) 52
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teil genauere Belege, auf welche Weise und auf welche Werke der unga­rischen Literatur denn angespielt worden sei. 32

Gewiß ist, daß die Namen von Arany, Kertbeny und Jökai in den anderen literarischen Werken und den literaturtheoretischen Artikeln und Aufsätzen Fontanes kein einziges Mal Vorkommen, und Kertbeny und Arany werden auch nur im Zusammenhang mit Kertbenys Buchsendung und Widmung in den bereits genannten beiden Briefen Fontanes erwähnt.

Von einemungarischen Einfluß auf Theodor Fontane kann man folglich keinesfalls sprechen. Dies ist ein Wunschdenken Graggers, dem er bedauer­licherweise durch seinen Artikel, voller Halb- und Dreiviertelwahrheiten, zur Akzeptanz verhelfen wollte.

Eine andere Frage ist, inwieweit die ungarische Literatur, von der sich Fon­tane einerseits durch die Sprachbarriere getrennt sah und die andererseits in den meisten etwas holprigen und angestaubt wirkenden deutschen Über­setzungen für deutsche Leser nur sehr wenig attraktiv war, überhaupt ange­sprochen, ob sie einen Fundus für ihn dargestellt hätte. Schließlich kann die Phasenverschiebung" der ungarischen Literatur im Vergleich zur deutschen für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts noch mit etwa 20-30 Jahren ver­anschlagt werden, und die zumeist angewandten literarischen Mittel wären Fontane wahrscheinlich eher veraltet und langweilig vorgekommen. 33

Anmerkungen

1 Gragger, Robert: Ungarische Einflüsse auf Theodor Fontane. In: Unga­rische Rundschau für historische und soziale Wissenschaften 1 (1912), Heft 1, S. 220-224.

2 Zu Gragger selbst siehe Rözsa, Maria: Robert Gragger -Botschafter" der ungarischen Kultur in Berlin. In: Germanistisches Jahrbuch DDR- UVR 1988. Budapest 1988, S.350-357.

3 Fontane, Theodor: Briefe I. Frankfurt am Main/Berlin 1987, S. 172.

4 Fontane, Theodor: Romane und Erzählungen. Band 4. Berlin und Weimar 1984, S. 506. (Im weiteren: FON 4).

5 Ebenda.

6 Fontane, Theodor: Graf Petöfy. Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1976, S. 197. (Im weiteren: PET).

7 FON 4 S. 506.

8 Reuter, Hans-Heinrich: Fontane. Berlin 1968, S. 286.

9 Ebenda S. 942.

10 FON 4 S. 506.

11 Plett, Bettina: Die Kunst der Allusion. Köln/Wien 1986, S. 360. (Im wei­teren: PLETT).

12 PET S. 221.

13 Fontane, Theodor: Aufzeichnungen zur Literatur. Berlin/Weimar 1969, S. 195-199.

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