Eda Sagarra, Dublin Fontanes Roman: Der Stechlin
Meinen Dank möchte ich an dieser Stelle dem Vorstand unserer Gesellschaft aussprechen, daß er, wie Woldemar, und trotz der großen Vielfalt an schönen Angeboten, sich doch in entscheidender Stunde gegen die bezwingende Kraft von Melusines Wortkunst gefeit zeigte und nicht auf ihren Vorschlag im 11. Kapitel eingegangen ist -
»Irland laß ich absichtlich fallen".
Aber wenn ich dann doch, wie alle ordentlichen Fontaneforscher es müssen, meine Beglaubigung im Text suchen will, so finde ich sonst nichts, was für mein bevorzugtes Hiersein spräche als die von Armgard im 22. Kapitel bezeugte Heiterkeit meiner Landesleute, die der Stimmung unserer, dank den Arbeiten des Vorstands, zahlreich und glücklich vereinten Gesellschaft dienlich sein sollte.
Ich weiß die Ehre zu schätzen, daß ich im Brandenburger Land zur ersten Mitgliederversammlung unserer Fontane-Gesellschaft heute vor Ihnen sprechen darf. Denn Fontane und Fontane-Gesellschaft, das ist im Jahre 1991 mehr als der Name verrät. Wir sind nicht nur zu unserem ästhetischen oder geselligen Vergnügen in Gildenhall bei Altruppin versammelt. Das sicher auch, aber wir sind auch hergekommen, um ein Bekenntnis abzulegen für den Dichter und märkischen Deutschen Theodor Fontane und gleichzeitig für das, wofür ein großer Schriftsteller einsteht: Kontinuum, Tradition, Vermittlung zwischen Zeiten und Kulturen. Unsere Gesellschaft, wie ich sie in der Gegenwart und vor allem in der Zukunft sehe, ist durchaus politisch. In diesem Zusammenhang wird man der tiefsinnigen Rede Alexander Kluges bei der Verleihung des Fontanepreises im Jahre 1979 eingedenk sein. Damals, unter dem Titel »Das Politische als Intensität alltäglicher Gefühle. Theodor Fontane', nannte Kluge das Werk Fontanes als im eminenten Sinn politisch, da er die eigentliche Funktion des Schriftstellers in der Gesellschaft erfülle. Diese Funktion sei darin zu sehen, daß die Schriftsteller »in Form von Geschichten das, was unpolitisch gilt, aber ein Politikum ist, endlich einbringen helfen'.
Die Fontaneforschung in der ehemaligen DDR war im Sinn des klugeschen Wortes auch ein Politikum, weil sie, vertreten in der tüchtigen und oft couragierten Rolle des Potsdamer Fontanearchivs und anderer zuständiger Stellen, als Brücke zwischen diesem Teil von Deutschland und dem germanistischen Ausland gewirkt hat, - und die Brücke spannte sich, wenn nicht wortwörtlich im stechlinschen Bild bis hin zu Island, Java, Hawai und China, so doch dem Sinne
* Festvortrag vor der Mitgliederversammlung der Theodor Fontane Gesellschaft e. V. am 27. 9. 1991 in Gildenhall/Altruppin.
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