sehen Bezügen! Man denke an den damaligen, Fontane gleichaltrigen Reichskanzler, Chlodwig von Hohenlohe-Schillingsfürst, der laut Czako im Reichskanzler-Palais seine alten Tage vertrauerte.
Auch er stammt aus einer standesherrlichen Familie. Hierzu ein paar weitere Belege für das Versteckspiel der fontaneschen Kunst.
Die Barbys wohnen bekanntlich in Berlin am Kronprinzenufer - hier steht allein schon der Name für deren liberalen Geist. Ihr Nachbarhaus. Kronprinzenufer Nr. 13 und 14, - wie wir von Edgar Rosen wissen - gehört niemand anderem als dem Bruder Hohenlohes, dem Herzog von Ratibor. Übrigens war auch dieser ein liberal denkender Dichterfreund und Beschützer, hat er doch einst dem wegen seiner »Unpolitischen Gedichte' verfolgten und amtsenthobenen Hoffmann von Fallersleben Heim und Stelle geboten.
Auch auf Hohenlohes süddeutsch-bayerische Herkunft wird in der Episode mit dem Denkmal am Cremmer Damm im 10. Kapitel angespielt. Hier und auch anderswo im Roman enthält vielleicht der Hinweis eine kleine und diskrete Mahnung des Autors an seine norddeutschen und speziell preußischen Zeitgenossen, der süddeutschen Herkunft von Hohenlohe und Hohenzollern und damit der gleichberechtigten Ansprüche der süddeutschen Reichsbürger eingedenk zu sein.
Man muß freilich den n Stechlinroma n immer wieder lesen, um diese Mensche in ihren offenen und geheimen Beziehungen zueinander kennenzulernen. Doch die wichtigsten Kreise und Motive der politischen Szene im wilhelminischen Deutschland der neunziger Jahre, wie sie der Roman bringt, sind in nuce schon in jenem erstaunlich kunstvollen ersten Kapitel enthalten, dem wir uns im folgenden zuwenden.
Fontaneforscher haben wiederholt auf den Stellenwert jedes Romananfangs bei Fontane zur Interpretation des einzelnen Werkes hingewiesen. Für den Stechlin- roman gilt dies in erhöhtem Maße. Hier werden wir gleich in den ersten beiden Sätzen sehend gemacht, so daß wir jenen Stechlinsee erkennen, bevor wir ihn kennenlernten. Morgen können diejenigen von Ihnen, die den See bisher noch nicht erlebt haben, dies überprüfen. Morgen werden wir zum Beispiel auch jene alten Buchen erblicken, von denen es heißt, daß ihre .Zweige, von ihrer eigenen Schwere nach unten gezogen, den See mit ihrer Spitze berühren.' Ob wir jedoch den Wasserstrahl und den Hahn erleben, ist noch nicht vorauszusehen. Vielleicht lieber nicht.
Was aber auf den ersten Blick als topographischer Detailrealismus wirkt, erweist sich bald als Schlüssel zum Ganzen. Das erste Kapitel beginnt mit den wohlbekannten Worten:
.Im Horden der Grafschaft Ruppin, hart an der mecklenburgischen Grenze, zieht sich von dem Städtchen Gransee bis nach Rheinsberg hin (und noch darüber hinaus) eine mehrere Meilen lange Seenkette ...'
Dieser Satz führt schließlich zum See und zu seiner noch zu entschlüsselnden Botschaft:
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