Als es mit Ihrer Sache noch nicht fertig war, schickte ich Madame Fontane zum Hofnungspfande ein Bild, wo ein kleiner Schäfer, der seinem in Domen verwik- kelten Schäflein zu Hilfe kommt, vorgestellt ist, und setzte darauf eine Inschrift, die, wie ich fürchte, einen deutschen, meiner Feder, nicht meinem Herzen zu- nehmbaren Gegendienst erhielt. 18 Da ich nicht will, daß es den mindesten Neid zwischen den Gemahl und der Gemahlin gebe, sende ich auch Ihnen ein Erinnerungszeichen unseres göttlichen Erlösers, der auf Sie seine beschützende Hand ausstreckt, und Sie von der vorübergehenden Gefangenschaft rettet, wie er uns alle aus der ewigen Gefangenschaft befreit hat.
Sie wünschen in mein Gebet eingeschlossen zu werden: drey mal am Tage will ich für Sie, für Ihre Frau und Ihre ganze Familie beten, um 7 Uhr in der Frühe, um 3 und 6 Uhr Nachmittag.
Ich bitte Sie, geehrtester Herr, meine Ehrerbietung Seiner Hochwürden den Bischof von Agatopolis und Madame Fontane darzubieten, und die Versicherung meiner ausgezeichneten und ergebene Gefühle zu genehmigen.
Ihr gehorsamster und
ergebenster Diener
Cesaire Kard. Erzb. v. Besançon 19
Brief V
Geehrtester Herr!
Es ist sehr wahr, daß wir hier vielen Mißgeschick 20 ausgesetzt waren. Das Eintreffen einer starken Armee in den ungünstigsten Umständen: ein eiserner Himmel und eine überaus harte Temperatur selbst in Hinsicht unseres Klimas, das für eines der kältesten von Frankreich mit Recht gehalten wird: unsere in aller Eile versammelten, mit ungenügenden Kleidungen, Nahrungsmitteln, Schuhwerken versehenen Truppen; und, nach etlichen wenigen, sehr theuer errungenen Erfolgen, ein Abzug, der sich nicht erklären ließ, indem er ohne Grund war, und, wie es mich dünkt, keinen Urheber hatte, als den Civilcommißair, den Gambetta unbesonnen den Feldherm zugesellen wollte und der Feldherr aus Charakterschwäche aufnahm, dieß sind, geehrtester Herr, unser Fehlen und Unglück.
Für solche Thorheiten aber, wurden wir recht mit dem Unheil einer Retirade bestraft, die auf den Übergang der ganzen Armee in die Schweiz hinauslief. 21 Wir waren umringt und im Begriffe bombardiert zu werden, als der Waffenstillstand dazwischen kam, gerade am Tage, wo ich in dem Dom das Gelübde abgelegt
(neue Manuskriptseite, d. Hrsg.)
Stücken abgeschloßen; die schon festgesetzten Bedingungen deßen sind sehr beschwerlich, namentlich für meine kirchliche Provinz, die dabey ihre zwey wichtigsten Bistümer, Straßburg und Metz, verliert; allein immerhin 22 eine Wohl- that.
Unsern schon so erdrückenden Dranksalen kam noch ein unbeschreibliches Mißgeschick hinzu, der in Paris ausgebrochenen Aufstand. Hätte sich die Kammer dort befunden, so wäre der Umsturz Frankreichs unvermeidlich gewesen, und was wir in allen unsem Revolutionen seit 1789 gesehen haben, die Unterwerfung des ganzen Landes unter das Joch etlicher Gottlosen, hätte sich sehen laßen. Gott erlaubte es nicht, und das ist eine unermeßliche Wohlthat; aber es ist
9