blatt, "neben andern bekannten und geschätzten Schriftstellern namentlich der Kreis von Männern" mit, "welche sich an dem eben auftretenden belletristischen Jahrbuch 'Argo' betheiligt" hätten. 62
Seine "Argo"-Beiträge und die Rezensionen zu Klaus Groth, Julius Rodenberg und anderen berechtigten Storm, das Zugehörigkeitsgefühl unvermindert anzunehmen. Auch die dazu in den Briefen geführten Debatten mochten das erhärten. Bei dem Zweck, "seine Theorie der Erlebnis- und Empfindungslyrik durch Abgrenzung der eigenen lyrischen Produktion und ästhetischen Position von der Poesie des Tages darzulegen" 63 , durfte der Dichter sich in Einklang mit dem Rütli wissen - weniger was den Inhalt als vielmehr was den Anspruch betraf. Mit der "Argo" indes, auf die gern rekurriert wurde, verhielt es sich einigermaßen dürftig. Noch besänftigte sich der Rütli-Kreis mit Gerüchten angeblichen Gewinns und ermutigte sich mit ordnenden Standortbestimmungen. 64 Aber Mitte des Jahres 1854 wurden die Signale, eine geplante zweite Ausfahrt zu stoppen, deutlicher. "Es wäre immerhin schade ", formulierte Fontane vorsichtig, aber unüberhörbar skeptisch, "wenn wieder ein Unternehmen einschlafen sollte, das wohl verdiente, an Stelle Gruppe'scher Musenalmanache und Heller'scher ’Vergißmeinnich- te seinen Platz zu behaupten." 65 Die von Schindler verschickte "Todesanzeige der Argo" 66 widerlegte alle gehegten Selbsttäuschungen durch ein klares Verlegerwort. Als dann 1857 das Jahrbuch mit dem Untertitel "Album für die Kunst" seine angestrengte Wiederauferstehung feierte, war Storm, wenn auch nicht in erster Reihe, wieder dabei.
Hinsichtlich des persönlichen Umfangs jedoch, der inneren Verbundenheit, die Storm wünschte und benötigte, begann mit seiner Rückkehr ins Preußische und seinem Wohnungswechsel nach Potsdam eine Kette von Enttäuschungen und verdeckter Verletzungen.
Fontanes spätere Erinnerungen von zahlreichen Rütli-Treffen mit und bei Storm können nicht darüber hinwegtäuschen, daß viele Verabredungen, die man traf, nicht eingehalten wurden. Absagen auf inständig vorgetragene Bitten, ihn doch in Potsdam zu besuchen, bestimmen die Briefe der Rütlionen an Storm. "Sie sprechen ja wohl Kugler noch heut", heißt es verbittert in Storms Brief an Fontane vom 3. Juni 1854, kurz vor dem Pfingstfest, "sagen Sie ihm doch, ich fände es ja ganz natürlich, daß er bei seiner kranken Frau bleibe; aber die Sache selbst (d.h. die Reaktionen der Rütlionen auf Storms Einladung - R.B.) sei höchst empörend." 67
Von Potsdam aus gesehen zersplitterte die stimmige Physiognomie des Rütli. Die Mitglieder begegneten Storm in ihrer von eigenen Interessen beherrschten Welt, die der Idee, für eine "poetische Nationalliteratur" zu wirken, selbst bei nachsichtigem Urteil kaum förderlich schien.
Hatte Storm am 8. Oktober 1853 über Fontane "unsern prächtigen Kugler, "6 8 den "Altvater" des Kreises 69 grüßen lassen, so konterte Fontane mit der Warnung vor dem eigentlichen Haus Kugler, dem der junge Paul Heyse als "Minister-Präsident" Vorstand und das von den Frauen Kugler wieder in Besitz genommen sei. 70 Freute Storm sich auf Kuglers Geburtstagsfest und plante, etwas früher nach Berlin zu kommen, so schilderte Fontane die Vorbereitung der Festriten, die selbst ein freundlich gemeintes Hineinschneien vor der Zeit als unsägliche Unhöflichkeit empfinden ließ. Berichtete Storm von einer soeben getroffenen Verabredung mit Kugler, schon machte Fontane ihn darauf aufmerksam, daß Merckel, dessen Einladung der Husumer kurz davor auf bessere Tage vertröstet hatte, nun allen Grund zum Verstimmtsein hätte. Schon das letzte Bei- 21