durch vormärzliche Literatur geprägtes Lesepublikum negativ besetzte "Zopf" des alten Dessauer von Fontane umgewertet wurde, erfährt nun die Jugend Bismarcks ihre poetische Umkehrung und Transformation ins Gegenwärtige.
51 Vgl. u.a. Bernhard von Lepel an Fontane, 19. September 1848 und Fontane an Bernhard von Lepel, 7. Januar 1851.
52 NUS 97. Heft. S. /4/.
53 "Nach jungdeutscher Terminologie", schreibt Wulf Wülfing, "ist jung, wer sich dem Zeitgeist öffnet und der Lüge, d.h. der Vergangenheit, abschwört." Die Jungdeutschen fühlten sich berufen, "ihre Mitwelt jung zu machen." Wulf Wülfing: Schlagworte des Jungen Deutschland. Mit einer Einführung in die Schlagwortforschung. Berlin: Erich Schmidt 1982. (Philolog. Studien u. Quellen; 106). S. 170 u. 172. Wülfing weist auch darauf hin, daß dieses Begriffsfeld schon damals ambivalent war und nicht schlechthin als "positives Schlagwort" galt. Vgl. S. 200-201.
54 "Daß Lindau sich sechs, sieben Bismarck-Barden zusammentrommelte, jedem verheimlichend, daß noch 6 andre auch aufgefordert seien, kann nur Lindauen, der solche Witzchen liebt, verziehen werden." Fontane an Paul Heyse, 24. April 1885. FBr 3, S. 380.
55 Wulf Wülfing/ Karin Bruns/ Rolf Parr: Historische Mythologie der Deutschen 1798- 1918. München: Wilhelm Fink 1991. Das 5. Kapitel, das Parr verfaßt hat, steht unter der Überschrift: Transformation des Mythensystems im Kaiserreich. S. 154.
56 Bismarck frage "immer in erster Linie: Was frommt dem Vaterlande, der Nation?'" "Sein Ziel ist unverrückbar immer dasselbe: 'das Wohl des Volkes und die Größe des Reiches/ was aber die Wege zu diesem Ziele betrifft, so wählt er jedesmal den, der ihm im Augenblick der richtigste und sicherste schein." NUS 97. Heft. S. 32.
57 Von H. L. in NUS 97. Heft. S. 117-124. An dem Interview nahm Paul Lindau übrigens teil. Dem damals eingeweihten Leser entging das nicht, da deutliche Anspielungen im Text zu erkennen sind.
58 In dem Lebensbild von Oskar Meding in ''Über Land und Meer" heißt es bezeichnenderweise: "der Fürst genas durch die erfolgreiche Behandlung eines jungen Arztes, der ihn durch einfache Mittel wieder herstellte, so daß er heute in der frischen Kraft seiner besten Mannesjahre wieder dasteht." Oskar Meding: Zum Doppelfest des deutschen Reichskanzlers. S. 579. Hans Herrig sah sich im selben Jahr gezwungen, mit einem offenen Brief in der "Gegenwart" unter der Überschrift "Schweninger im Epos?" eine zu enge Verbindung zwischen dem Arzt und seinem Gedicht "Der dicke König" zurückzuweisen."Die Gegenwart". 27. Bd., Nr. 7, 14. Febr. 1885. S. 111.
59 Selbstbewußt erklärte er gegenüber dem Journalisten Moritz Busch am 31. Mai 1885: "Die ganze Stellung des Reichs beruht auf dem Vertrauen, das ich mir auswärts erworben habe." Seinem gegebenen Wort glaube man mehr als unzähligen diplomatischen Papieren. Otto von Bismarck: Werke in Auswahl. 7. Bd., Dritter Teil, S. 291.
60 Bismarcks Rede in der 56. Sitzung des Deutschen Reichstages am 2. März 1885. Otto von Bismarck: Werke in Auswahl. Hrsg. v. Gustav Adolf Rein u.a. 7. Bd., Dritter Teil: 1883-1890 (Hrsg. v. Alfred Milatz). Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: Kohlhammer 1981. S. 244.
61 von Philipp Zorn in "Die Gegenwart". Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. 27. Bd., Nr. 7,14. Febr. 1885. S. 97. Charakteristischerweise eröffnete die "Gegenwart" das Bismarckjahr mit einem Beitrag von Eduard v. Hartmann "Der Rückgang des Deutschthums", in dem Hartmann von einem "nationalen Krystallisations- kern" (dem deutschen Staatswesen) für deutsches Nationalbewußtsein spricht, der leider noch nicht die gewünschte Wirkung auf die Ausländsdeutschen und die dortigen Regierungen erzielt habe. Indes trieben die Nachbarstaaten "Entgermanisierung" mit "Energie und Rücksichtslosigkeit". 27. Bd., Nr. 1, 3. Januar 1885 S 3 56