92 Mirabeau: (Rede vor der Assemblee Nationale vom 1.9.1789). In: Oeuvres de Mirabeau, a.a.O., Bd. 7, S. 258.
93 Fontane: Frau Jenny Treibei, a.a.O., S. 291f.
94 Ebd., S. 351.
Helen Chambers, Leeds
Fontanes Gedicht Goodwin-Sand
Das Schlangen-Motiv: Symbol für die Bedrohung menschlichen Lebens
Goodwin-Sand
Das sind die Bänke von Goodwin-Sand,
Sie sind nicht Meer, sie sind nicht Land,
Sie schieben sich, langsam, satt und schwer,
Wie eine Schlange hin und her.
Und die Schiffe, die mit dem Sturm gerungen Und die schäumende Wut der Wellen bezwungen Und die gefahren über die Welt,
Unzertrümmert, unzerschellt,
Sie sehen die Heimat, sie sehen das Ziel,
Da schiebt sich die Schlange unter den Kiel Und ringelt Schiff und Mannschaft hinab, Zugleich ihr Tod, zugleich ihr Grab.
Die See ist still, die Ebb ist nah,
Mastspitzen ragen hier und da,
Und wo sie ragen in die Luft,
Da sind es Kreuze über der Gruft;
Ein Kirchhof ist's, halb Meer, halb Land, - Das sind die Bänke von Goodwin-Sand.
Dieses Gedicht, am 13. Januar 1857 entstanden, erschien zuerst 1858 in leicht abweichender Form in der Zeitschrift "Argo" und dann in den späteren Gedichtsammlungen unter der Rubrik "Englisch-Schottisches". 1 Thematisch verwandt mit anderen berühmteren Fontaneschen Balladen unterscheidet sie sich jedoch auffällig von diesen in der poetischen Behandlung des Themas des menschlichen Ausgeliefertseins der Natur.
Fontanes Interesse an Londoner Straßenballaden war vor allem während seines Englandaufenthaltes als Zeitungskorrespondent in den fünfziger Jahren sehr stark ausgeprägt. Unter einer Ballade verstand er um diese Zeit eine volks- 73