Heft 
(1992) 53
Seite
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Mete Fontane

Martha Fontane hat das alles miterlebt und gewiß auch so mit den Augen des Vaters gesehen. Die Vater-Tochter-Bindung war zeit ihres Lebens sehr eng und mag auch ein Grund mit für ihre späte Heirat gewesen sein. Mete war schon 36 Jahre alt und noch immer unverheiratet, als sie mit den Eltern die Warener Wochen verlebte. Noch immer war sie "Haustochter" - bald im Berliner Eltern­haus lebend, gelegentlich den Vater auf seinen häufigen Arbeitsurlauben betreu­end, dann wieder monatelang bei Freunden, wo sie sich beim Kinderunterricht nützlich machte und Leben und interessante Gespräche ins Haus trug. Zwar hatte Mete einen Beruf gelernt - den einzigen, der damals für ein Mädchen aus gutem Hause als standesgemäß galt - sie hatte das Lehrerinnenexamen für mitt­lere und höhere Mädchenschulen abgelegt, zudem sprach sie perfekt Englisch und Französisch. Sie war auch einige Jahre als Erzieherin auf dem Lande und als Lehrerin an einer Berliner Privatschule tätig gewesen. Aber nach einem Ty­phus, den sie als Achtzehnjährige überstand, war sie nie wieder ganz gesund geworden. Und nervenbelastet war sie schon durch Vater- und Muttererbe. 7 So hatte sie das Schicksal eines Mädchens des 19. Jahrhunderts: man blieb im El­ternhaus, bis sich die Gelegenheit zur Ehe bot, durch die man nicht nur Versor­gung, sondern auch soziale Stellung gewann.

Einverstanden konnte Martha Fontane mit diesem Schicksal nicht sein. Sie wird von Freunden des Hauses als geistvoll, lebendig, interessant, anregend, klug,

Die Villen am Hochufer der Müritz.

Von links nach rechts: Villa Meta, Müritzhöhe, Villa Zwick, Thomas Villa

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