Kann man zum "Hofstaat" auch Anna Fischer rechnen? Sie war das Dienstmädchen der Eltern Fontane gewesen, schon seit 1890 und hatte fast zur Familie gehört. In Urlaubsbriefen findet sich oft auch an sie ein Gruß. Sie war das Mädchen, für das im Warenurlaub 1896 in Schubarts Hotel extra "in einem kleinen Küchenzimmer serviert" worden war. Anna hatte Mete beigestanden, als unvermutet, nach eben noch geführten Gesprächen, der Vater tot über seinem Alkovenbett lag. 21 Sie war bei Emilie Fontane geblieben und hatte sie bis zu ihrem Tod betreut. Nun war sie, nach zwölf Jahren bei Fontanes, alt geworden. Der Haushalt in der Potsdamer Straße 134 c war noch aufzulösen - was dann? Mete wollte der getreuen Helferin ein Altersasyl in ihrem Hause schaffen. So schreibt sie elf Tage nach dem Tode der Mutter an den Freund Paul Schlenther, den sie zu einem Besuch "an die Gestade der Müritz" locken möchte: "Freilich habe ich zum 1. Juli die alte Anna aus der Potsdamer Staße genommen, und bis auf die beiden Hauptsachen" - hier meint sie natürlich die Eltern - "sollen Sie alles so finden wie in 134 c." 22 Der Brief ist vom 2. März 1902. Ob Metes Plan zustande kam, kann ich nicht nachweisen. Es findet sich kein Eintrag ihres Todes in den Warener Büchern, so kann Anna in Waren nicht gestorben sein. Vielleicht hat sich eine andere Lösung für Anna Fischer gefunden.
Menschen um Mete
Mit welchen Menschen - Verwandten und Freunden - mag Mete sonst in Waren verkehrt haben? Ihre Mutter hat den eigenen Hausstand der Tochter noch ken- nengelemt. Im Sommer 1901, dem letzten ihres sechsundsiebzigjährigen Lebens, ist sie bei Martha gewesen. Waren und die Tannen kannte sie schon, die "kleine Villa" war ihr neu. Sie wurde bei dieser Reise von ihrem jüngsten Sohn Friedei begleitet, der nach Metes Heirat und Wegzug zu der vereinsamten Mutter gezogen war. Friedrich Fontane berichtet in dem Aufsatz "Die letzten Jahre meiner Mutter" nur kurz davon: "Später bin ich mit ihr auch in Waren gewesen, nachdem der Schwiegersohn dort die Villegiatur erworben hatte." 23 Villegiatur - ein Modefremdwort aus dem Italienischen, das damals wohl allen verständlich war - muß man heute im Fremdwörterbuch nachschlagen. Dort ist es mit "Landaufenthalt, Sommerwohnung" übersetzt.
Zu den allsommerlichen Besuchen gehörten Metes Nichten und Fritschs Enkelkinder. Gertrud Fontane, Tochter des älteren Bruders Theo, fand hier so etwas wie ein Wahlelternhaus, ebenso ihre Schwester, die "kleine Martha Fontane", die erst 1896 geboren war. 24 Vielleicht empfanden die beiden Mädchen ähnlich wie Metes erstes Patenkind, eine Enkelin Friedrich Wittes, die über ihre Tante Mete schreibt: "Reicher hat wohl kaum eine Patin ihr Amt, Seelisches zu spenden, erfüllt." 25 Daß "Trudy" sich 1912 "mit einem sehr lieben Neffen" von Fritsch verlobte, erschien Mete als ein Lichtblick in ihren Traurigkeiten. "Wie sich der liebe Alte ausrechnet", schreibt Mete, würden dadurch sie und ihr Mann "in der nächsten Generation noch blutsverwandt werden". 26 So innig fühlte sich Trudy, inzwischen Frau Grosse, mit der Warener Wahlheimat verbunden, daß sie - lange nach Metes Tod und nach dem Verkauf der Villa - den kleinen Acker an der Feißneck festhielt, an dem sie "noch immer in Erinnerung an vergangene Zeiten" hing. Erst als sie 1934 mit ihrem Mann nach München zog, verschenkte sie ihn an den Friedshofsgärtner Priep. In dem alten Freund der Familie sah sie 87