Am Ziel
Im Sterberegister von St. Marien ist auf Seite 280 unter Nr. 4 eingetragen:
"Todesdatum: 1917 Januar 10. - Beerdigung: Januar 13. - Fritsch, Martha Elisabeth geborene Fontane, Witwe des Professors Dr. ing. Emil Fritsch - hier - geboren: 21. März 1860 in Berlin - Alter: 56 Jahre, 9 Monate, 20 Tage - Ursache des Todes: Nervenleiden. Vater: Schriftsteller Theodor Fontane in Berlin. Mutter: Emilie geborene Rouanet." 57
Es war damals Sitte, die Trauerandacht im Sterbehause zu halten. Präpositus Starck von St. Marien wird Mete diesen letzten Dienst getan haben. Dann wurde der Sarg geschlossen und in den Leichenwagen - baldachinartig offen, mit Säulen und Dach - geschoben, Kränze darauf. Schwarzverhängte Pferde zogen den Wagen, verschleierte Damen, Herren mit Zylinderhüten bildeten das Gefolge. Die alten Damen, etwa Frau Weber, werden in einer Droschke gefahren sein. Eine halbe Stunde ging der Zug aus den verschneiten Tannen auf der Landenge zwischen Feißneck und Müritz der Stadt zu. Begegnende pflegten stehen zu bleiben, zogen den Hut, ließen den Trauerzug ehrfürchtig vorüber. Auf dem Friedhof oberhalb des Tiefwarensees dann das offene Grab. Asche zu Asche, Erde zu Erde, Staub zu Staube - bis auf den Tag der Auferstehung. Hatte nicht Mete geschrieben: "Erst vorm Richterstuhl der Ewigkeit wird alles in Ordnung kommen?" 58
Die beiden Warener Zeitungen haben gewiß zum Tode ihrer prominenten Einwohnerin etwas zu sagen gehabt; leider ist kein Exemplar aus jenen Tagen mehr aufzutreiben. Zwei Schweriner Blätter räumen der Nachricht je eine Spalte ein. Außer dem "Nachruf" in den Mecklenburger Nachrichten, den Rosen abdruckt und auf den wir noch zurückkommen werden, bringt die Mecklenburgische Zeitung eine Notiz. Sie steht inmitten der Kriegsmeldungen von den italieni-
Grabstelle Fritsch-Fontane auf dem Warener Friedhof.
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