gibt keine Quelle an, nicht im Text, nicht in den Anmerkungen. Fragen können wir ihn nicht mehr, er starb 1978.
Im Jahr 1974 kam das Buch heraus, das zum ersten Mal der Persönlichkeit Martha Fontanes selber galt, sie nicht nur als Tochter des berühmten Vaters nebenbei erwähnte. Edgar R. Rosen, Professor an der Braunschweiger Technischen Universität, hatte Briefe entdeckt, die Mete Fontane an ihre Eltern geschrieben hatte, als sie ein junges Mädchen von zwanzig bis zweiundzwanzig Jahren war. Er veröffentlichte die Briefe erstmals und benutzte diese Gelegenheit, in der Einleitung Metes Leben nachzuzeichnen. Er rekonstruierte es hauptsächlich aus den Briefen Theodor Fontanes, die dieser an seine Frau, an die Söhne, an vertraute Freunde und an die Tochter selbst geschrieben hatte. Endlich trat sie aus dem Schatten ihres Vaters heraus, wurde ein Mensch mit eigenem Schicksal und Charakter, eigenen Wünschen, Traurigkeiten und Hoffnungen. Diese umfangreiche "Einleitung" wurde die erste Mete-Fontane-Biogra- phie. 63 Über die Zeit nach des Vaters Tod, die Jahre der Ehe mit Karl Emil Otto Fritsch bringt Rosen nur eine halbe Seite und schließt so: "Auch die gemeinsamen Jahre in Waren neigten sich bald nach dem Beginn des ersten Weltkrieges ihrem Ende zu. Fritsch starb 1915, Mete anderthalb Jahre später, am 10. Januar 1917. Die Umwelt hatte in jenen Tagen bedrängendere Sorgen als das Gedenken an eine einsam gewordene Frau, auch wenn sie den Namen Fritsch-Fontane trug." 64 Danach druckt Rosen zwei Nachrufe ab, die Berliner und Mecklenburger Zeitungen gebracht hatten.
In einem dieser Nachrufe, dem der Mecklenburger Nachrichten, war von einem "sanften Tod" die Rede. 65 Das rief den Widerspruch der Rezensenten auf den Plan. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bringt Sibylle Wirsing eine ausführliche Buchbesprechung. Im letzten Absatz schreibt sie: "Martha Fontane, später Martha Fritsch, ist trotz ihrer Leiden 57 Jahre geworden. Aber sie ist nicht, wie im Vorwort des Herausgebers ihrer Briefe steht, 'eines sanften Todes' gestorben, sondern sie hat sich das Leben genommen. Das war... zu einer Zeit, als ihre melancholische oder depressive Anlage... wahrscheinlich längst zu einer schweren, umnachtenden Krankheit geworden war." 66
Woher nimmt Sibylle Wirsing dieses Wissen? Sie sagt es nicht. Sie wird es wohl von Hans-Heinrich Reuter übernommen haben. Da sie sich aber mißverständlich ausgedrückt hat - der Leser mußte den Eindruck gewinnen, daß die Worte "eines sanften Todes" von Rosen stammten, anstatt aus dem zitierten Nachruf -, bringt Edgar R. Rosen zehn Tage später in derselben Zeitung eine Richtigstellung: "Ich selbst hatte (weil ich wußte, wie sehr der Familie noch heute daran liegt, hier die Intimsphäre zu schützen) absichtlich nur geschrieben, daß Martha Fontane am 10. Januar 1917 starb." Noch ein zweiter Grund für seine Zurückhaltung ist ihm wichtig: "Ein weiterer Punkt ist aber der, daß die Tatsache des angeblichen Freitodes in Wahrheit völlig unsicher ist, und als Historiker, der ich von Hause aus bin, ist man naturgemäß unter solchen Umständen ganz besonders vorsichtig." Der Hinweis auf einen Selbstmord komme ja in jüngerer Zeit von Reuter, der da wohl weniger Hemmungen gehabt habe. 67 Rosen zitiert dann Gertrud Schachts Unfallthese. Dieses erste Patenkind Metes, Enkelin von Friedrich Witte, Tochter von Metes Freundin Lise Mengel geborene Witte, hatte in "Tante Mete" immer "die geistvollste und klügste Frau" gesehen, "die ihr im Leben begegnet war." 68 Der Gedanke, die Patentante könne Hand an
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