Heft 
(1992) 53
Seite
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heit - Reiches wohnten auch nach Metes Tod weiter auf dem Grundstück sie sucht ein Foto heraus: die Eltern mit dem Kindchen auf dem Arm in dem großen Gewächshaus.

So ist nun das Rätsel scheinbar gelöst, das Geheimnis gelüftet? Frau Priep hat es nicht gewußt. Die Familie hat fest geschwiegen.

Prof. Rosen gibt mir nach dem Lesen meines Manuskriptes Kenntnis von einem Brief, den er nach dem Erscheinen seines Mete-Buches von einer Fontane-Nach- fahrin erhalten hatte. Dieser Brief bestätigt die Aussagen von Frau Boye. Frau von Förster - inzwischen leider verstorben - schreibt, die Familie habe Beweise für Metes Freitod gehabt. 73 Doch welcher Art diese Beweise waren, hat sie nicht preisgegeben.

Das Theodor-Fontane-Archiv stellt mir ein Dokument zur Verfügung, das ver­mutlich noch unveröffentlicht ist; die Todesanzeige aus der Vossischen Zeitung:

"Am Mittoch, dem 10. Januar, verschied sanft nach langem Leiden unsere einzige Schwester, Frau Professor Martha Fritsch geb. Fontane

im 57. Lebensjahre.

Im Namen der Hinterbliebenen Theodor Fontane, Wirkl. Geheimer Kriegsrat Friedrich Fontane, Verlagsbuchhändler Die Beerdigung findet am Sonnabend, dem 13. Januar, nachmittags 1/2 4 Uhr auf dem Friedhof i. Waren i. Meckl. statt." 74

Die Brüder also, das erfährt man jetzt, sind offensichtlich verantwortlich für das Wort vom "sanften" Sterben. Der Verfasser des Nachrufs hat es nicht erfunden, er verdient keine Ironie, da er die Formulierung von Theo und Friedel übernom­men hatte.

Dem Pastor gab man "Nervenleiden" als Todesursache an. Hätte Pastor Starck sagen sollen: Nervenleiden ist keine Krankheit, die zum Tode führen muß? Er trug ins Kirchenbuch ein, was die Hinterbliebenen angaben." Entsprechend mußte die Anzeige in der Zeitung ausfallen. Welche Überlegungen der Brüder jedoch für die Formulierung ausschlaggebend waren, kann heute nicht mehr nachvoll­zogen werden. Frau von Förster, eine Enkelin von Theodor Fontane jun., beruft sich in ihrem Brief an Rosen auf die Meinung ihres Mannes, eines Arztes. Da­nach habe Mete an einer Schilddrüsenerkrankung gelitten, die bei den beschränk­ten medizinischen Mitteln ihrer Zeit nicht behandelt, ja nicht einmal eindeutig erkannt werden konnte. 75 Unter der gleichen Krankheit habe auch Frau von Försters Großvater gelitten. In der Befürchtung, Theo könne dem Beispiel seiner Schwester folgen, habe man ihm den wahren Hergang ihres Todes verschwie­gen." Es ist anzunehmen, daß Theos jüngerer Bruder, von Berlin aus schneller am Sterbeort als Theo, der aus Münster kam, die Wahrheit wußte. Friedel hat die letzten Jahre seiner Mutter beschrieben, er hat erzählt, wie sein Vater starb,

* Vgl. Anm. 57 / ** Vgl. Anm. 73

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