vielleicht hat er auch das Ende seiner Schwester schriftlich festgehalten, aber dafür gibt es bis heute keinen Beweis.'
Die engsten Freunde, die Mete wirklich kannten, mögen geahnt haben, was unausgesprochen blieb.
Der Verfasser des Nachrufs für die Mecklenburgischen Nachrichten hat vermutlich der Tochter Fontanes sehr nahegestanden:
"Leider war es ihr nicht vergönnt, die ihr innewohnenden Gaben schöpferisch zu verwerten. In großen Augenblicken groß und die körperlichen Schwächen durch geistige Kraft niederzwingend, war sie für das ermüdende Gleichmaß der Tage nicht geschaffen. Eine treue und opferwillige Genossin und Pflegerin erst des Vaters, später des Gatten, sah sie nach deren Hinscheiden ihren Pflichtenkreis geschlossen."“
Justizrat Paul Meyer gehörte nach Theodor Fontanes Willen als Dritter der Nachlaßkommission an und war als Jurist sein Testamentsvollstrecker. Er, der etwa gleichaltrig mit Mete war und sie von Jugend auf kannte, hat später seine Erinnerungen an den Dichter aufgeschrieben und in dem Kapitel " Seine Frauen" ein Porträt der Tochter gegeben:
"Martha Fontane ist eine der interessantesten Frauen, die mir im Leben begegnet sind. Keine Schönheit, aber von guter Figur, mit lebendigen, geistvollen Augen und von großer körperlicher und geistiger Beweglichkeit, und zwar diese in einem Maße vereinigt, daß die Anregung, die von ihr ausging, immer wohltuend und reizvoll war. In der Unterhaltung sowie in ihren Briefen war sie die echte Tochter des Vaters, dessen Liebe sie in besonderem Maße besaß, da er in ihr so viel aus "Eigenem" wiedererblickte. Dabei hatte sie ein weiches Gemüt und die weibliche Fähigkeit, sich anderen, auch geistig erheblich unter ihr Stehenden, zu fügen. Das bewies sie erfolgreich in Stellungen, die sie übernahm... Leider verflossen die letzten Lebensjahre dieser bedeutenden, liebenswürdigen Frau trübe. Ihre sensiblen Nerven, ein Erbteil von beiden Eltern, machten sich allzusehr bemerkbar. Sie verlor allmählich ihr Letztes und Bestes: die Lebensfreudigkeit und zog sich völlig zurück. Zu ihrem Glück dauerten ihre Leiden nach dem Tode ihres Mannes nicht mehr lange. An einem sonnigen Wintertage gaben wir ihr das letzte Geleit zum Friedhof in Waren in Mecklenburg, wo sie die letzten Lebensjahre auf ihrem schönen Landsitz verbracht hatte ." 76
Wenige Tage nach Metes Tod schrieb ihr Bruder Theo an die Freundin Paula Schlenther - dabei Vater, Brüder und Schwester und ihrer aller Schicksal in einem Blick zusammenschauend: "Oft denke ich seiner, (des Vaters, die Verf.) wie ich oft meiner Schwester gedenken werde, die nicht mehr wie ihre ähnlich belasteten Brüder den schweren Kampf mit dem Leben zu führen braucht ." 77
* Vgl. Anm. 72 / ** Vgl. Anm. 65
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