Halte dich still, halte dich stumm,
Nur nicht forschen, warum? warum?
Nur nicht bittre Fragen tauschen,
Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen...
Wie die Künstler ihr Publikum benötigen, so wollen wir von den anderen akzeptiert, gelobt und anerkannt werden. Daß das Publikum und unsere Bezugspersonen nicht immer der Mühe wert sind, müssen wir in Kauf nehmen:
Das Publikum ist eine einfache Frau,
Bourgeoishaft, eitel und wichtig,
Und folgt man, wenn sie spricht, genau,
So spricht sie nicht mal richtig...
Das Gedicht Im Garten versetzt einen in jene Zeit, als Frauen noch Kleider trugen und in der Küche Wandköchinnen* hingen. Die Liebe dürfte früher romantischer gewesen sein:
Die hohen Himbeerwände Trennten dich und mich,
Doch im Laubwerk unsre Hände Fanden von selber sich...
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland hat "etwas Fontanesches in sich":
... Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn ins Grab er bat, ...
Der Birnbaum über Ribbecks Grab spendete Birnen, und Fontanes Werk schenkt uns immer neue Freude.
Fontanes Sprache ist einfach. Nichts ist überflüssig. Pompöse und lebensfremde Schilderungen finden da keinen Platz. Ein besonderer Rhythmus, als schaukle ein Boot auf Wellen, die ihm aber nichts antun können, geht auf den Leser über, regt ihn an, mitzumachen; das Leben - so wie es ist - hinzunehmen und es würdevoll und menschlich zu leben.
Mit Theodor Fontane sind wir um einen Freund reicher in dieser Welt, die immer gleichgültiger und kälter wird.
Slavica Zura. Geboren am 06.03.1948 in Osijek (Nordkroatien). Nach dem Besuch des Gymnasiums Studium der Germanistik und Philosophie in Zadar. Danach als Rundfunksprecherin und später als Deutschlehrerin tätig. Seit 1984 als Deutschlehrerin an der Philosophischen Fakultät in Zadar beschäftigt. Weitere Tätigkeitsfelder: Dolmetscherin, Übersetzerin und Journalistin. Besonderes Interesse für Probleme der Bildung und Wissenschaft in den "neuen" Bundesländern.
Veröffentlichungen von Gedichten, Haiku-Poetik, Essays, Buchbesprechungen; ferner Übersetzungen von Belletristik, Reiseführern, Zeitungsartikeln.
* Bestickte Tücher, die auf die Bedeutung eines schmackhaften Essens für eine glückliche Ehe hinwiesen.