Heft 
(1992) 54
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Dann wieder ein Strich und Beginn eines neuen Passus, in dem ich ganz allge­mein sage:so war man damals" und ein paar Anekdoten erzähle, die sich aber lediglich auf die Bauer's und ähnliche Personen beziehn.

Dann beginnt ein neues Kapitel, das eigentlich nur Orellische Briefe enthält (von Widmann nur Weniges) und in seiner Einleitung beide Freunde noch mal ganz kurz gegenüberstellt, ihre Verwandtschaft und ihre Verschiedenheit in wenig Zeilen giebt. Fast nur eine Recapitulation. In dieser Recapitulation heißt es dann nach einer Unsumme von Orellischer Anerkennung will sagen von Anerkennung Orellisaber das muß doch wahr sein, er war herrschsüchtig und geistig hochmüthig." Von W. ist an dieser Stelle nur noch wenig die Rede. Nirgends sag' ich ein anzügliches Wort, überall sprech' ich von der Klugheit, Bedeutung und namentlich auch Herzensgüte Beider, von solcher, die sich in Thaten zeigt,- dennoch bleibt das bestehn, daß ein aufmerksamer und feinsinniger Leser herausfühlen muß:sehr sympathisch sind Beide dem Verf. des Aufsatzes nicht gewesen."- Ich rechne darauf, daß Ihre Güte mir aus dieser Nüchternheit keinen Vorwurf machen wird. Das Mögliche hab ich gethan, aber aus seiner Natur kann man schließlich nicht heraus. Ich habe ver­sucht, meinen Dank durch Schweigen abzutragen. So wenig dies ist, so war es doch alles, was ich leisten konnte. In vorzügl. Ergebenheit

Th. Fontane

Das Schreiben ist im Hanser-Briefverzeichnis unter der Nummer 84/15 aufge­führt. 9 - Der Brief ist laut Fontanes Tagebuch vom 15.2.1884 an Felix Possart gerichtet. -Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentli­ches Leben", war 1872 von Paul Lindau gegründet worden. Der in Fontanes Brief genannte Artikel ließ sich jedoch nicht ermitteln (durchgesehen wurden die Jahrgänge ab 1880). - Der Junghegelianer Bruno Bauer (1809-1882) wird von Fontane mit einer Bemerkung bei Tisch zitiert, in der er seinen Bruder Edgar Bauer (1820-1886) mit Napoleon, sich selbst mit Lucian Bonaparte vergleicht. Fontanes Darstellung in seinem Scherenberg-Buch folgt tatsächlich bis ins Detail der in dem Brief skizzierten Gliederung (9.-13. Kapitel). 10

4. Theodor Fontane an Felix Possart

Berlin 1 7 Febr. 84. Potsd. Str. 134. c.

Hochgeehrter Herr.

Ergebensten Dank für Ihre freundlichen Zeilen von gestern früh. Sie werden mir nicht zürnen, wenn ich sage:es geht nicht." Ich bin (leider) bereits 64 Jahre alt, habe mithin nur noch eine Spanne zu leben und muß mit Zeit und Kraft ökonomisten.

Mehr als 50 Arbeiten, historisch, biographisch, novellistisch, liegen angefangen in den Kästen meines Schreibtisches, lauter Lieblings stoffe, die des Abschlusses harren. Ich darf mich dabei nicht unterbrechen, am wenigsten aber mit der Darstellung von Personen, gegen deren Werth und Bedeutung ich mich nicht verschließe, die mir aber ihrer Art nach urfremd gegenüberstehen.

In vorzüglicher Ergebenheit

Th. Fontane.

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