hältnis zwischen Heimat- und Weitsicht auf, wobei er zwischen Storms „Husu- merei" und Fontanes „Märkertum" sowohl auf annähernde als auch auf gegensätzliche Aspekte verwies.
Um unseren Lesern die Möglichkeit zu geben, sich über die Vorträge zu informieren bzw. sich damit kritisch auseinanderzusetzen, veröffentlichen wir nachfolgend die von Prof. Laage und Dr. Eversberg für den Druck bearbeiteten Vortragsmanuskripte. Den Beitrag von Prof. Nürnberger stellen wir unseren Lesern im nächsten Heft vor.
M. Horlitz
Karl Emst Laage, Husum
Die politischen Dissonanzen zwischen Theodor Storm und Theodor Fontane
Als Theodor Storm im Jahre 1868 auf Georg Westermanns Rat einen Freund oder Dichterkollegen suchte, der - anläßlich des Erscheinens der ersten Gesamtausgabe im 'Westermann-Verlag' eine Würdigung des Dichters und seiner Werke schreiben konnte, die dann mit einem Storm-Porträt in 'Westermanns Illustrierten Monatsheften' erscheinen sollte, schlug Storm zunächst Klaus Groth vor. Als dieser jedoch absagte und man sich Fontanes als eines
möglichen Rezensenten erinnerte, antwortete Storm am 22. Juli 1868 seinem Verleger 1 :
„Fontane ist politisch fast mein
Gegner, daher kaum geeignet."
Was für politische Dissonanzen gab es - so fragt man sich - zwischen Storm und Fontane, die Storm zu einer solchen Einschätzung Fontanes führten? Ursprünglich hatten sie doch einmal - wenn man das so ausdrücken darf - auf derselben politischen Seite gestanden: Beide waren 1848 für Freiheit und Demokratie eingetreten (man vergleiche etwa Fontanes Briefe an Lepel 2 und entsprechende Aussagen Storms um diese Zeit 3 ). Und als Storm sich 1850 für die Freiheit und Selbständigkeit Schleswig-Holsteins engagierte, „wollte" Fontane - wie er selbst berichtet 4 - „nach Schleswig-Holstein und in
Prof. Dr. Karl Emst Laage, Vorsitzender der Theodor-Storm-Gesellschaft
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