Gerd Eversberg, Husum
Die Bedeutung Theodor Fontanes und seines Kreises für die Entwicklung der Stormschen Erzählkunst
„Meine persönliche Bekanntschaft mit Storm geht bis auf den Winter 52 auf 53, meine literarische Bekanntschaft mit ihm aber bis auf den Sommer 50 zurück. Der Augenblick, wo mir das 'Oktoberlied', das seine Gedichtsammlung (einleitet G.E.), zum ersten Male vorgelesen wurde, steht noch in aller Deutlichkeit vor meiner Seele. Heyse, damals 20jährig, wohnte bei seinen Eltern in einem Hinterhause der Behrenstraße, (...). Anfang Juli (gleich nach der Schlacht bei Idstedt) stieg ich die dunkle, ziemlich ausgetretene Treppe hinauf, um oben Abschied zu nehmen, denn ich wollte nach Schleswig-Holstein und in irgendein Freikorps eintreten. Oben fand ich Heyse. 'Du
Blick in den Kreis der Zuhörer während der Tagung
willst nach Schleswig-Holstein, und das hier kommt aus Schleswig-Holstein’, und dabei wies er auf ein Manuskript, das, an Alexander Duncker geschickt, von diesem an Heyse gegeben war, um darüber sein Urteil abzugeben. Titel: 'Sommergeschichten'. Verfasser: Theodor Storm. Heyse hatte sich schon hineingelesen und war entzückt. Er las mir die ersten Sachen vor, und ich säumte nicht, sein Entzücken zu teilen. Weihnachten erschien das Buch, und in dem ganzen Freundeskreise war keiner, der nicht an dem Entzücken teilgenommen hätte. Wir waren wohl die erste kleine Storm-Gemeinde, denn der Beifall, den der Dichter bis dahin in seiner Heimat gefunden hatte, war doch nur mäßig gewesen."
So beschreibt Theodor Fontane in seinen Erinnerungen an Theodor Storm seine erste Begegnung mit den Dichtungen des Advokaten aus Husum.1 62