während eines Spazierganges Storms im Park von Sanssouci. Die Erzählung selbst beschwört eine Idylle, die auf Storms Erinnerung an seine Jugendzeit zurückgeht und sich als Ausdruck einer Flucht aus der von ihm als peinlich empfundenen Wirklichkeit darstellt. 28
Veröffentlicht wurde die Skizze nicht in der „Argo", sondern zusammen mit Marthe und ihre Uhr und Im Saal als kleines Buch bei Alexander Duncker unter dem Titel Drei Sommergeschichten. 29
Gerade zu dieser Zeit hatte Storm die deutsche Übersetzung von Turgenjews Jägerskizzenr kennengelernt, die ihn nachweislic h3 0 in der Entwicklung zu eine mehr objektiven Erzählweise beeinflußte; von seinen intensiven Bemühungen in diese Richtung zeugt die stark durchkorrigierte Handschaft der Novelle Im Sonnenschein.
Paul Heyse, der zunächst ebenfalls zum Kreis um Fontane zählte und den Storm bei Kuglers kennengelernt hatte, bedankte sich bei Storm am 26. November 1854 für die zugeschickte Novelle und lobt zunächst Storms Erzählung. Heyse war 1854 nach München übergesiedelt und hielt mit dem Berliner Freundeskreis brieflichen Kontakt; er redigierte später das „Literaturblatt" als Beilage zu dem von Friedrich Eggers herausgegebenen „Deutschen Kunstblatt". Im weiteren Verlauf seines Briefes an Storm schreibt er:
„Nun aber - ein erstes und ein letztes Capitel, beide aufs Höchste reizend und durch ahnungsvolle Fäden verknüpft - aber wo zum Teufel bleibt der Roman?" 31
Daß Storm den Sinn dieser Kritik sogleich verstanden hat, zeigt seine Antwort vom 8. Mai 1855:
„Was Sie über 'den Sonnenschein' sagen, gebe ich insofern zu, als der zweite Theil allerdings, obgleich er nur das Allgemeine darstellen soll, dennoch vielleicht zu allgemein ist. Wenn ich kann, werde ich noch die Perspektive auf einen concreten Vorfall hineindichten; mehr nicht."
Auch Heyse empfindet den mangelnden Wirklichkeitsgehalt als störend; und in der Tat, die Skizze liest sich zwar gefällig, wenn Storm das Ambiente von Haus und Garten einer abgelegenen Kleinstadt zur Zeit des späten 18. Jahrhunderts schildert, und die Menschen in dieser Welt weisen konkrete Konturen auf, doch es mangelt der Erzählung an „Wirklichkeit", an psychologischer Motivierung und an einer konsequenten Handlungsführung.
Als Storm den dritten Text der Potsdamer Zeit, Angelika, geschrieben hatte, nannte er ihn gegenüber Paul Heyse 32 schon „eine Art Novelle"; diesmal hatte er stärker auf die Motivation der Handlungen geachtet und sich durch einge- streute Reflexionen um eine größere Distanz von der vorrangig subjektiven Darstellung bemüht; doch ganz zufrieden kann er mit seiner Leistung nicht gewesen sein, denn er spricht Anfang Juli in einem Brief an seinen Bruder Otto 33 von einer gründlichen Umarbeitung. Daß dadurch aus der kleinen Erzählung, die zusammen mit Ein grünes Blatt 1855 in Buchform erschien 34 / immer noch kein Werk gewordenwar, das den Kriterien realistischen Erzählens 70