hen wird, ist, daß dieses Arrangement sich auch auf das in Fontanes Berichten vertretene Urteil auswirken mußte.
Während der Arbeit für die Zentralstelle ist Fontane, so Charlotte Jolles, „...auch in stärkerem Maße mit Korrespondenzen für kleinere von der Centralstelle zu unterstützende Zeitungen beschäftigt..." gewesen. In diesen Artikeln wurde „... als der allein richtige konservative Standpunkt (...) der der preußischen Regierung vertreten...", Fontane habe sich darin nur als 'Instrument der Regierung' gezeigt. 5
Es ist nicht einzusehen, weshalb Fontane in Berlin als ein solches 'Instrument' gewirkt, in England hingegen nicht Meinungsmache für die preußische Reaktion betrieben haben sollte. Fontane war eben nicht mehr frei, das zu schreiben, was er wollte, denn sein Abhängigkeitsverhältnis zur Zentralstelle bestand weiter. 6 Fontanes Englandkorrespondenzen dienten sowohl 1852 als auch während der Englandjahre 1855-59 7 vorrangig einem ganz bestimmten Zweck: im eigenen Lande das preußische Ansehen auf- und das englische abzuwerten. Man wollte auf diese Weise den gegen die preußische Reaktion gerichteten Artikeln Lothar Buchers oder der „Englischen Correspondenz" Max Schlesingers etwas entgegensetzen. 8
Diese verordnete „Schere im Kopf" läßt sich sehr gut an zwei Kapiteln von Ein Sommer in London nachweisen, die vor der Veröffentlichung im Buch als Zeitungsberichte publiziert worden waren. 9 Sie sind in einem weiteren Punkt für Fontanes Arbeitsweise charakteristisch: der Ausländskorrespondent hat den Stoff für seine Artikel oft nicht selbst recherchiert, sondern englischen Zeitungen entnommen, in diesem Falle der "Times". 10
Beide Artikel, i Das Goldne Kalb und Smithfield , 11 kann man in ihrem Informat onsgehalt (aber nur in diesem!) als 'Übersetzungen' bezeichnen. Bei den Berichten handelt es sich laut Helmuth Nürnberger um jene Kapitel von Ein Stommer in London, „... die bisher als besonders bezeichnend für Fontanes England-Bild und seinen damaligen Prosastil galten." 12 Diese Ansicht habe sich erst geändert, als entdeckt worden sei, daß Fontane nur aus einer englischen Zeitung übersetzt habe.
Der von den Kommentatoren des Bandes 17 der NFA für diese Arbeiten gewählte Terminus 'wörtliche Übersetzung' suggeriert jedoch, daß Fontane die englischen Artikel mit deutschen Worten wiedergegeben und deren Sinn nicht geändert habe. Das ist nicht der Fall, wie eine genauere Betrachtung der „Times"-Artikel zeigt. 13 Fontane hat diese zwar als Quellen benutzt, aber sehr frei übersetzt, Passagen völlig ausgelassen oder gerafft, eigene Kommentare hinzugefügt und in beiden Fällen die Aussage der Berichte entscheidend verändert. Mit der Bezeichnung 'Übertragung' oder 'Bearbeitung' hätten die NFA- Kommentatoren den Charakter der Arbeiten besser erfaßt.
Von dem Artikel Railway Novels 14 hat Fontane etwa die Hälfte des Inhalts berücksichtigt, den er manchmal Satz für Satz, manchmal nur gerafft wiedergegeben hat. Das Original bespricht und kommentiert zwei 1849 erschienene Bücher 15 , die in Fontanes Artikel nicht erwähnt werden. Die durchgängig im Original vertretene Meinung ist folgende. Neureiche und Spekulanten, die nur dem Geld nachjagen, gebe es in jeder Gesellschaft (es werden mehrere Beispiele genannt). Sie entlarvten sich aber selbst durch ihre kulturelle Primitivität, daher 76