vor der Stelle gefürchtet, sie hat gedacht, der Strudel kommt und es packt sie und zieht sie nach unten. Und sie wird wohl wissen warum. 20
Und so omnipräsent wie der See, der Haus Stechlin sogar umgibt 21 , daher auch mit ihm zu assoziieren ist, sind für Dubslav die „neidischen und boshaften Wesen mit Fuchsschwänzen und Fledermausflügeln "(54), mithin Gestalten aus dem Geisterreich.
Geht man also den Poetensteig im Stechlin bis zum Ende - dies gleich zweimal im Roman - und richtet den Blick bewußt auf das Pendant des „Reiches der Feen und der Geister", so wird es für das Verständnis dieser Bildlichkeit erforderlich, dem See eine zweite Folie aufzulegen, um zu sehen, auf was man eigentlich den Blick richtet.
Der Stechlin als Leitmotiv des Romans vereinigt zwei Seiten einer Idee in sich: die des Zusammenhangs des Alten und des Neuen.
Die geschichtliche Seite im Bild der Revolution ist dem Neuen zugekehrt. 22
Sie manifestiert sich in dem oft hervorgehobenen Blick auf die Siedlung Glob- sow mit den roten Dächern.
Der geologische Aspekt, das Naturhafte gilt dem unveränderlich Seienden, dem Alten, das von Ewigkeit zu Ewigkeit ist. (...) Altes und Neues werden eins im Symbol. 23
Durch diese Verschmelzung gewinnen sie aber auch eine dritte, aus der Synthese resultierende Bedeutung, indem sie selbst Metapher für den Wandel werden, dem Bewußtsein folgend, das Melusine in jener zentralen Unterredung Lorenzen offenbart: Ich respektiere das Gegebene. Daneben aber freilich auch das Werdende, denn eben dies Werdende wird über kurz oder lange abermals ein Gegebenes sein.(288)
Dieses Denken verläuft nicht kreisförmig, vielmehr symbolisiert es die Idee einer Spirale, es ist vorwärtsgerichtet und offen, repräsentativ für das Denken des Stechlinkreises.
Die Technik
„Alle Linien im Stechlin laufen auf den 'letzten, dunklen Punkt' zu, er ist der „Roman eines Sterbens"." 24
Versteht man den Poetensteig aus seiner ersten Textumgebung in den Wanderungen mit seiner Bedeutungsnähe zu Venedig - als Metapher und „Geisterreich", so vermag er die Grundstimmung des Romans, ein „memento mori" Dubslavs darstellend, mitzutragen.
Sicherlich ist eine Rekonstruktion, wie sie vorstehend versucht wurde, für das Verständnis des Romans nicht zwingend notwendig. Wenn daher von „assoziieren" oder „Assoziation" die Rede ist, so folgt diese Begrifflichkeit nicht Taus Terminus des „assoziativen Faktors" 25 und soll nicht als Mittel fungieren, Fontane den Rang eines „poeta minor" zuzuweisen. 26
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