stiert sich ebenso: „all das dumme Zeug, das Neue (dran vielleicht doch was war)"(2 40).
Auch Dubslav malt - Zeichen der Vergänglichkeit - Figuren in den Sand; sie hier, ähnlich wie in Stine textkonkret auszudeuten, scheint jedoch nicht möglich zu sein, ohne das Symbol zu strapazieren. Nahezu der Romantik verpflichtet mutet die Reaktion der Natur auf Dubslavs Meditation an, 40 „Der Wald war ganz still"; hier konstruiert Fontane also eine Einheit, eine Identität von Dubslavs Innenwelt und der ihn umgebenden Außenwelt; mithin einen ersten Schritt zur harmonischen Wiedereingliederung Dubslavs in den großen Kreis. Der Prozeß vollzieht sich so langsam und unmerklich - man hat Dubslav in diesem Bild schon als Teil der Landschaft vor Augen -, wie auf dem See „die letzten roten Lichter" schwinden.
Der Sonnenuntergang, wie auch das nun verblassende Licht stehen fraglos ebenso für den nahen Tod Dubslavs. Im akustisch erweiterten Raum 41 klingen „aus einiger Entfernung... Schläge herüber, wie wenn Leute Holz fällen."
Hildebrand steht diesem Phänomen ratlos gegenüber, „das vielleicht symbolisch gemeinte Geräusch des Holzschlags wäre als Motiv ein Novum" 42 ; Klarheit und Aufschluß verschafft auch hier der Blick zurück. Der in ähnlicher Situation angetroffene Canitz lauscht den vereinzelte(n) Kuckucksrufe(n), die da aus dem akustischen Tiefenraum an sein Ohr dringen. Wir haben festgestellt, daß diese Kuckucksrufe in Stine ein „zivilisatorisches" Pendant gefunden haben, in den Glockenschlägen, die zunächst von der Dorotheenstädtischen Kirche, dann von den anderen Uhren der Umgebung ertönen; wir haben gesehen, daß Kuckucksrufe per Redensart oder Sprachgebrauch mit den einem Menschen noch verbleibenden Tagen in Zusammenhang gebracht werden können, und es wurde festgestellt, daß der Glocken- oder Stundenschlag - zudem noch der der fünften, der Sonnenuntergangsstunde - ebenso Verweisungscharakter auf einen bevorstehenden Tod oder ein Ende haben kann.
Setzt man nun die Mosaiksteine im Stechlin zusammen, so ergeben sich folgende Befunde für den Holzschlag. Das Motiv der leisen, behutsamen, akustischen Störung eines Meditierenden ist Stechlin-gemäß in einen über den Bereichen Natur und Menschen schwebenden, da beiden zuzuordnenden, übersetzt worden; den des Holzschlags. So sind Assoziationen aus beiden Bereichen - die letztlich doch eine Aussage vermitteln - zwingend. Der Kuckuck, der die letzten Tage ankündigt, die Glockenschläge, die das Verrinnen der Zeit deutlich machen und der Holzschlag 43 , der die gleiche Funktion übernimmt, sind Bilder aus drei Bereichen, die an rasch nahende Vergänglichkeit mahnen, stetes „memento mori" sind. Zudem entsprechen Glocken- oder Stundens c h l a g in Stine und Holzs c h l a g im Stechlin einmal von der Lautähnlichkeit her, wie auch von der Identität der Zeit, in der diese Schläge ertönen. In beiden Fällen beginnt die Szene um 17.00 Uhr. Das Auftauchen der Buschen unmittelbar danach, sowie die Gewißheit, daß sie nicht nur Bruchholz in ihrer Kiepe hat, legen die Vermutung nahe, es bestände ein Zusammenhang zwischen ihr und dem Holzschlag. Dies würde dann bereits an dieser Stelle von dem späteren Mißerfolg ihrer Behandlung Dubslavs künden. In diesem speziellen Falle des Holzschlags - mit Blick auf eine Reaktion in der Forschung - bedeutet die
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