Review", „MLN", „German Quarterly"), aber auch in Buchveröffentlichungen von einflußreichen Germanisten in Amerika (z.B. „Formen des Realismus: Theodor Fontane" (1964) von Peter Demetz, den Mullen nur im Vorübergehen erwähnt; S. 64), etwas inkonsequent.
b) Bedauerlicher ist aber der Entschluß Mullens, Dissertationen von der Untersuchung auszuschließen, bilden doch Doktorarbeiten eine wichtige Kategorie der kritischen, d.h. akademischen Rezeption in Amerika (vgl. Vorwort, S. X). Da ungedruckte Dissertationen ziemlich viel an der Zahl und relativ schwer über die Fernleihe zugänglich sind, wäre eine inhaltlich-thematische und kritische Analyse vielleicht zu viel verlangt, aber eine historische bzw. statistische Analyse könnte die von Mullen nachgezeichnete Wirkungsgeschichte der einzelnen Autoren in Amerika nicht nur ergänzen oder bestätigen, sondern auch weiter differenzieren und in dem einen oder anderen Fall korrigieren. 12 So sind für den Zeitraum 1873-1949 (in dem amerikanische Doktoranden sich mehr für Dramatik als für Prosa des 19. Jhs. interessierten) nur 12 Dissertationen über Keller, 8 über Fontane und 6 über Storm, 13 für den Zeitraum 1964-1990 dagegen 61 Dissertationen über Fontane, 20 über Raabe, 16 über Keller, 12 über Meyer und 9 über Storm zu verzeichnen, 14 Zahlen, die durch das wachsende Interesse am Gesellschaftsroman im Kontext des europäischen Realismus (Fontane) 15 sowie an modernen Erzählformen und -techniken (Raabe) 16 zu erklären sind. Dagegen scheint das Provinzielle/Idyllische oder das Historische immer weniger Aufnahme zu finden. 17
c) Unbeachtet bleiben auch amerikanische Schulausgaben, ebenfalls eine wichtige Kategorie der Rezeption (vgl. 3.b. u. 4.a. oben), lasen doch Tausende von amerikanischen Schülern und Studenten, bes. in der zweiten Hälfte des 19. u. in der ersten Hälfte dieses Jhs., Literatur im Deutschunterricht. Was die frühe Rezeption der deutschen Realisten betrifft, fällt jedoch auf, daß einige ihrer Prosawerke, z.B. Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorf", Fontanes Berliner Romane, Storms „Aquis submersus" oder „Der Schimmelreiter" sowie Raabe überhaupt, aus pädagogischen, d.h. aus viktorianisch bzw. puritanisch-moralischen, sozialen, politischen oder philosophischen, aber auch aus stilistischen sowie Umfangsgründen nicht als geeignete Lektüre galten. Dagegen wurden stilistisch relativ einfache Texte (bes. Storms „Immensee") oder Geschichten mit relativ klarer Handlungsführung (Meyers Novellen) wiederholt als Schulausgaben herausgegeben. 18
Es handelt sich also hier im Grunde um einen Forschungsbericht, in dem darauf verzichtet wird, „to evaluate these critical opinions or take sides in oppo- sing arguments" (Vorwort, S. IX) 19 , in dem sich Mullen also weitgehend mit dem bloßen Referieren begnügt. 20 Der Hauptteil der Arbeit besteht aus einem einleitenden Überblick über die Rezeption von deutscher (theologischer, wissenschaftlicher u. schließlich belletristischer) Literatur seit dem frühen 17. Jh. (S. 1-30) und einzelnen Kapiteln über die Rezeption von Keller (S. 31-35), Fontane (S. 57-83), Meyer (S. 85-103), Storm (S. 105-120) und Raabe (S. 121-147) seit dem späten 19. Jh. Im folgenden seien diese Kapitel (I-VI) kurz zusammengefaßt. 111