der deutschen Literatur in Amerika darstellt: „Die Reihe zielt", so der Herausgeber, „nicht so sehr auf die wenigen großen Forschungsbibliotheken des Landes als auf die Bibliotheken der über 40 000 kleineren Leih- und Community Colleges, (...) die gezielte Bücherbestellungen vornehmen, ein solches Sammelangebot aber attraktiv finden sollten, so jedenfalls unsere Hoffnung." 40 Ob diese Reihe tatsächlich Einfluß und Wirkung der deutschen Literatur in Amerika fördert, bleibt ja abzuwarten. Laut Sander (Germanist an der New York Uni- versity), der einerseits „die Wirkungslosigkeit der amerikanischen Hochschulgermanistik" (S. 489/90) und andererseits die „erstaunliche Unkenntnis" amerikanischer Literaturkritiker (s. 493) beklagt, sieht die Zukunft der Literatur in Amerika eher trübe aus (S. 495).
Wie sieht also unter diesen Umständen die Zukunft Fontanes in Amerika aus? Man möchte mit Christian Grawe meinen, daß Fontane, als einziger deutscher Realist des 19. Jhs. viel gelesen werde, weil seine Romane eminent lesbar, künstlerisch anspruchsvoll sowie sozialkritisch seien. 41 Auf die Frage: „Who reads the novels of Theodor Fontane today, in English?" antwortet dagegen der bekannte Historiker Peter Gay, der Fontane für den bedeutendsten deutschen Romanautor zwischen Goethe u. Thomas Mann hält, im Vorwort zu Bd. 46 („A Man of Honor", Jenny Treibei) der „German Library" (1982): „Almost no one except for a few embattled Germanisten, who assign them to their classes in nineteenth-century literature, or that handful of readers who have happened upon one of the few titles translated in recent years, like Effi Briest, and who, touched and intrigued, have feit impelled to seek out more of Fontane's work" (S. VII). Symptomatisch für die Unkenntnis amerikanischer Literaturkritiker ist eine Rezension in der „Library Journal" vom 15. Mai 1987 über den Roman „The Hussar" (Baton Rouge/London: Louisiana State University Press 1987) des amerikanischen Schriftstellers David R. Slavitt, der nach der Lektüre der Rezension von Gabriele Annan über Bd. 46 der „German Library" in der „New York Review of Books" vom 7. Oktober 1982 seine eigene, moderne Fassung der Handlung von „A Man of Honor" geschrieben hat (vgl. Vorwort). Slavitt habe, so der Rezensent, die Handlung von dem ganz unbekannten (obscure) deutschen Autor Theodor Fontane übernommen, und wegen der esoterischen Vorlage (Schach von Wuthenow) sei Slavitts Roman mehr für Kenner (scholarly audiences) gedacht (S. 99). Ob auch so ein ungewöhnliches Rezeptionsdokument wirklich dazu geeignet ist, wie Edith Krause, die bei der Besprechung von Slavitts Roman die Reaktion in der Literaturkritik nicht in Betracht zieht, vermutet, „neue Leser für Fontane zu gewinnen" (wie Anm. 9, S. 75), ist also fraglich. Sonst bildet „ein so im preußisch-deutschen Kulturraum heimischer Roman wie Schach", wie Gabriele Wittig-Davis in ihrer kritischen Analyse zu den Übersetzungen in Bd. 46 der „German Library" kommentiert, „wohl doch nicht den bestmöglichen Einstieg in das Werk Fontanes, vor allem nicht, wenn jedwede Anmerkungen fehlen und die Übersetzung ebenfalls nur wenige integrierte Verständnishilfen vermittelt." 42 „Für englischsprachige Literaturforscher und -kritiker insbesondere wären", wie Wittig-Davis hinzufügt, „solche Lektürehilfen nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. Und gerade fü r sie wäre auch eine ausgezeichnete Übersetzungsqualität angebracht, damit sie
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