significance in the Anglophone world" bringen werde, wird von James Hardin bezweifelt; vgl. seine Rezension in: The German Quarterly, Bd. 64 (1991), S. 225-30, hier S. 230. Man kommt leider zu dem Schluß, daß die meisten Leser in Amerika, die überhaupt bereit wären, deutsche Autoren zur Kenntnis zu nehmen, sie im Original lesen können, also englische Übersetzungen nicht nötig haben.
* Laut Mitteilung (Nachruf) in der AATG-Newsletter, Bd. 25, Nr. 1 vom Sept. 1989 ist Inga Mullen 1988 verstorben.
Elisabeth Brügmann, Waren
Uwe Johnson liest mit einer Schulklasse Fontanes Schach von Wuthenow
Nein, natürlich nicht Uwe Johnson persönlich! Der Dichter hat ja nie vor einer Schulklasse gestanden. Er läßt das Mathias Weserich tun, den Thüringer Kriegsinvaliden und Studenten, der sich als Praktikant an eine mecklenburgische Schule schicken ließ. Er wollte dort seine Dissertation vorbereiten. Aber das erfahren wir als Leser - das erfährt die Klasse erst ganz zum Schluß. „Daß er uns benutzte wie Biologen ihre Versuchskaninchen." „Wie beängstigt wären wir gewesen, hätten wir sie begriffen" - die Absichten des jungen Lehrers! Jedoch: „Ein jedes Kind, das sich erinnert an die Deutschstunden der Elf A Zwei 1950/51 in Gneez, unausweichlich wird es rufen: Schach! Schach!" Und der abschließende Satz des Prosastückes stellt als positives Ergebnis fest: „Wir hatten bei ihm das Deutsche lesen gelernt."
Das Stück „kurze Prosa" von Uwe Johnson, das Jürgen Grambow kurz vor der „Wende" im Aufbau-Verlag herausbringen konnte - der Titel der Anthologie lautet „Eine Reise wegwohin" - ist eigentlich ein Abschnitt aus dem 4. Band der „Jahrestage". Gesine Cresspahl erzählt erinnernd ein Schulerlebnis aus ferner mecklenburgischer Kinderzeit, sie erzählt es in New York ihrer zehnjährigen Tochter Marie. Da schildert sie zuerst die technischen Schwierigkeiten, die bedingt sind durch die Nachkriegsjahre in der DDR. Es gibt in der Bibliothek des Kulturbundes nur ein einziges Exemplar des Schach von Wuthenow, und in den häuslichen Bücherschränken sind „bloß solche Sachen wie Effi Briest" zu finden. Herr Weserich scheint es für ganz natürlich zu halten, daß die Klasse sich Texte besorgt: Geld zusammenlegt, Matritzen organisiert, sie beschreiben läßt - 130 Seiten! -, im Rathaus die Unbedenklichkeitsbescheinigung beantragt, um die Texte abziehen zu dürfen. So daß endlich dreißig Abschriften, auf rauhem und fleckigem Papier, sich auf den Schülertischen stapeln.
„Wir lesen Schach von Wuthenow". Mit dieser Ankündigung war der neue Lehrer vor die Elf A Zwei getreten. Wir lesen. Das klingt so einfach: man liest die Geschichte als Hausaufgabe durch und ist schnell damit fertig. So glaubt man jedenfalls. Und dann dauert das „Lesen" der Fontane-Novelle ganze sieben Monate, vom September 1950, wo das neue Schuljahr beginnt, bis in den Mai 51. Das müssen bei vier Stunden in der Woche etwa 100 Wochenstunden gewe- 123