Heft 
(1993) 55
Seite
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(7) Ebd., S. IV - VII.

(8) Goethe und Zelter waren zu Thaers Ehrung eingeladen worden; aber nur Zelter nahm teil und schilderte Goethe den Verlauf anschaulich. Dieser hat sich für die Einladung mit sehr freundlichen Worten bedankt - vgl. zu beidem: Ebd., S. 105.

(9) Briefauszüge zitiert nach: Ebd., S. 77.

Kurt Sollmann: Theodor Fontane. Irrungen, Wirrungen. - Frankfurt/M.: Die­sterweg 1990. 108 S. (Grundlagen u. Gedanken zum Verständnis erzählender Literatur)

(Rez.: Walter Hettche, München)

Hefte wie die der ReiheGrundlagen und Gedanken zum Verständnis erzählender Literatur" nimmt man eher zögernd zur Hand. Sie scheinen zum Genre der Lern- und Lesehilfen zu gehören, die von Schülern vor Klausuren und von Studenten vorm Examen gerne konsultiert, von den Literaturwissen­schaftlern aber als nicht ganz zunftgemäß beargwöhnt werden. Wer Kurt Soll­manns Interpretation von Irrungen, Wirrungen mit solchen Vorbehalten begeg­net, sieht sich jedoch alsbald eines Besseren belehrt: Hier wird eine wissen­schaftlich solide, gut geschriebene und die Fontane-Forschung angemessen auswertende Untersuchung vorgelegt, die zwar keine überraschenden neuen Erkenntnisse oder neue Interpretationsansätze bringt, aber doch auf knappem Raum eine fundierte Untersuchung des Romans bietet.

Der Aufbau des Heftes folgt dem festen Schema der Reihe, in der es erscheint. Zunächst werdenAllgemeine Grundlagen" umrissen, denen einWort- und Sachkommentar" folgt. Die AbschnitteStruktur des Textes" undGedanken und Probleme" enthalten die eigentliche Interpretation, ein KapitelZur Rezeptionsgeschichte" und ein Literaturverzeichnis beschließen den Band.

Im ersten Abschnitt gelingt dem Verfasser eine kluge und bei aller Knappheit stichhaltige Darstellung der schriftstellerischen - und politischen - Entwicklung Fontanes vor dem Hintergrund des literarischen Lebens seiner Zeit. Sollmann zeigt sich dabei als ein nicht nur in der Fontane-Forschung bewanderter Inter­pret, er bezieht auch andere zeitgenössische Autoren in seine Untersuchung ein und stützt seine Ausführungen vor allem mit detaillierten sozial- und wirt­schaftsgeschichtlichen Informationen, etwa über die Entwicklung des Buchmarkts, die Bedeutung der literarischen Zeitschriften, dietechnischen Verbesserungen im Druckverfahren", welcheMassenauflagen im Sinne profi­tabler Verwertung" herausforderten (S. 12 f), und schildert die Gründe für die ökonomische und soziale Marginalisierung des Schriftstellers". Im Abschnitt Poesie und Politik. Positionen Fontanes" wird gezeigt, wie sich Fontanes Ent­wicklung vom Balladendichter über den Journalisten zum Romanautor von

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