Heft 
(1993) 55
Seite
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Großmutter zu schreiben. 2 Sie hat vielmehr an die Öffentlichkeit gegeben, was sie in mehr als zwei Jahrzehnten mühseliger, aufwendiger Arbeit über die Familien Ravené und Simon ermittelt und zusammengetragen hat. Dafür ist ihr zu danken. Daß auch ihre Methode des In-Beziehung-Setzens vonRealität" und Romanfiktion zum Widerspruch herausfordert, sei hier schon angemerkt. Dieser Widerspruch entzündet sich an einer Grundhaltung, die in Sätzen wie Hier entspricht die romanhafte Gestaltung der Wirklichkeit (...)" zum Aus­druck kommt. Die beiden Kernteile der Arbeit tragen die ÜberschriftenThe­rese von Kusserow" bzw.Gustav Simon". Zunächst werden Therese v. Kus- serows Herkunft, ihre Heirat mit dem um vieles älteren Kommerzienrat Ravené (dessen Familiengeschichte ebenfalls beleuchtet wird), die Trennung Thereses von ihm und das weitere Schicksal der gemeinsamen Kinder behan­delt, wobei, wie schon angedeutet, der Roman immer im Blick ist. Danach wird Gustav Simon vorgestellt; sympathisch ist hier, daß die Verfasserin sich ganz offen zu diesem Mann bekennt, dem siedie schönsten Kindheitserinnerungen in der Heimatstadt Königsberg" (S. 64) verdanke. Simons Teilnahme als Offi­zier am Krieg von 1870/71 wird (möglicherweise allzu ausführlich) gewürdigt; man erfährt auch, daß Simon sogar ein Duell zu bestehen hatte mit einem Herrn der Gesellschaft", der geäußert hatte, Simon habe Ravenédie Frau gestohlen" (S. 71). Das Duell ging glücklicherweise glimpflich aus, und der Kontrahent besuchte den verletzten Simon sogar täglich im Krankenhaus... Interessant sind auch die Mitteilungen über die Musikpflege im Simonschen Hause in Königsberg (S. 77 ff.), überhaupt erbringen Wagner-Simons Recher­chen eine Menge aufschlußreichen Materials von kulturhistorischem Wert (All­tagsleben in reichen Bürgerhäusern Berlins und Königsbergs z.B.).

Problematisch - wenn auch aus dem besonderen Verhältnis der Verfasserin z ihrem Gegenstand heraus durchaus verständlich - erscheint mir manc es der Art und Weise, mit der die Autorin ihr Anliegen, die Stoffgeschichte des Romans aufzugreifen und aufzuhellen, in Angriff genommen hat Immer wie der lesen sich Passagen des Buches so, als müsse die Ver asserin l re p( , en verteidigen, gegen Äußerungen Fontanes in Briefen z.; vor a em WPS entli- spätere Kommentatoren. Das wird deutlich bei der Erwähnung emes wesenth chen (im Anhang auch dokumentierten) Anstoßes zu ihrem5 ' 7 P jt u ne' kel von Walter Keitel nämlich, der am 12.9.1970 in der Neuen z «cher Zeiümg

unter dem TitelTherese - makartrot. Noch ein Fontane-Kap.tel ersehenen war. Keitel hat darin (ich verkürze natürlich) hervorgeho en ' p on tanes Melanie van der Straaten doch sei, er hat die anderen Realitäten Fontanes

gegenüber dem aufgefundenen Stoff betont; T erese a J wiedereege­erscheint bei ihm, wenn der Ausdruck erlaubt ist, etwas salopp wiederge ben. Auf diesen Artikel hat Wagner-Simon mit einem , ß estan d-

gleichen Zeitung reagiert 3 , auch er ist in das Buch au geno ' g e j tern teil der Einleitung. Darin verteidigt die Verfasserin * ie-

gegen W. Keitel und setzt Familiengeschichte und Romänhan ® einander in der,Übereinstimmungen" undAbweichungen ene *Y ist ' da g auc h die Beziehung. Fazit ihres Artikels (auch hier verkürze > ' anesch /« (s 2 j) //Urbilder" der Fontaneschen Gestalten alles andere als

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