auf, weil der Dichter die eigene große Schaffenskrise - vor genau hundert Jahren - durch das Schreiben der Kindheitsautobiographie überwand.
Betrachtet man die Kapiteleinteilung, so überschleicht denjenigen, der Paulsens Werk nicht kennt, das Gefühl, wer könne das alles in 252 Seiten bewältigen? Kapitel 1, Das Problem (21); Kapitel 2, Von der Jahrhundertwende bis zu den Expressionisten (31); Kapitel 3, Die Neue Sachlichkeit und ihre Erben (33); Kapitel 4, Auf der Suche nach neuen Formen: Beiträge der Emigranten (24); Kapitel 5, Die Jahrhundertmitte (15); Kapitel 6, Die Schwierigkeit, 'ich' zu sagen (36); Kapitel 7, Von der Autobiographie zum autobiographischen Roman (35); Kapitel 8, Zwischenüberlegungen (24); Kapitel 9, Die Väter (32). Wer da zunächst aber Themen wie „Studentenbewegung", „Feminismus", „Generationskonflikt", „Auflösung der DDR" vermißt, der vermutet sie zu Recht in den letzten beiden Kapiteln. Es kommen vor die Kleinen wie die Großen, aber immer mit Augenmaß für die Leistungsverhältnisse; wenn Berühmtheiten wie Böll und Grass fehlen, so fehlen ihre Autobiographien; all die literarischen Ismen des 20. Jahrhunderts werden behandelt, die sich noch viel schneller als die Generationen ablösten. Aus dem Umstand, daß Autobiographie immer rückwärts blickt, Individuen und deren Ismen im Rückblick zusammenfaßt, gelingt Paulsen eine ungewöhnliche Rückbeleuchtung auf jede Richtung. Dennoch entsteht aus der Gesamtschau reuevoller bzw. reueloser Erzählungen und Berichte weder Schadenfreude noch Rechthaberei, weil seiner Praxis gemäß und dem Thema angemessen Paulsens Blickwinkel die Menschlichkeit im Irrtum, besonders in der Fähigkeit zu deren später Erkenntnis, im Brennpunkt hält. Daß Paulsen die Emigranten völlig gleichberechtigt und wie selbstverständlich neben den Dagebliebenen anführt, darf nicht verwundern, hat er doch selber dieses Schicksal auf sich genommen. Dem Verfasser, dem eingewanderten Germanisten, scheint es auch die gebotene Betrachtungsweise, da selbst Ozean und Mauer doch bloße Aspekte der gesamtdeutschen Literatur sind.
Wolfram Malte Fues: Poesie der Prosa, Prosa als Poesie. Eine Studie zur Geschichte der Gesellschaftlichkeit bürgerlicher Literatur von der deutschen Klassik bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. - Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1990. 343 S.
(Rez.: Joachim Biener, Leipzig)
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'Vesentliche Grundlagen von Fues' Buch sind die Begriffe der positiven 'egativen Subjektivität und Hegels Romandefinition. Die Entwicklung der lerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert führt nach Fues' Ansicht■ v°n d er Dominanz der „personalen, positiven Subjektivität der bürgerlichen ir IC w zur Übermacht der „apersonalen, negativen Subjektivität es api a s S- 284) in der „entbürgerlichten bürgerlichen Gesellschaft (291). Die i era r