Verursacher des scheinbar mehrfach belichteten Bildes, das Fontane für die politisch nun maßgebenden Leute abgab.
Fontane wird zu Lepel nicht unbedacht von „den vielen Motiven die mich so haben handeln lassen [nämlich nicht auf die neuen politischen Beamten zu setzen - R.B.]", 16 gesprochen haben. Die Motive lassen sich vollständig kaum auflisten. Mit Hilfe des Briefwechsels zwischen Fontane und Friedrich Eggers kann indes genauer beschrieben werden, was die Freunde und was Eggers selbst für Fontane unternahmen und ob das die Vorwürfe rechtfertigte, mit denen Fontane die Aktivitäten bedachte. 17
Einigermaßen überraschend ist, daß selbst die Briefe Fontanes, die in diesen Wochen an Eggers geschrieben wurden, bis jetzt noch nicht vollständig publiziert sind. Und beinahe noch überraschender ist, daß die veröffentlichten Briefe keineswegs verläßlich in ihrer Textwiedergabe sind und Auslassungen aufweisen, die, zumal unmarkiert, den Briefinhalt oftmals nachgerade entstellen. Ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Tatbestand gibt der Brief von Fontane an Eggers vom 20. November 1858. Er wurde zuerst von Otto Pniower und Paul Schlenther in Briefe Theodor Fontanes. Zweite Sammlung (Briefe an die Freunde J 18 abgedruckt, und zwar unvollständig, ohne daß das Weggelassene gekennzeichnet wurde. Da nicht zuletzt auch die Hanser Briefausgabe den Brief in dieser Gestalt übernommen hat, 19 wird er bis auf diesen Tag so zitiert. Vergleicht man diesen Druck mit dem wirklichen Wortlaut des Briefes, fällt auf, daß durch das Fortgelassene Fontanes Selbststilisierung verstärkt und daß Eggers' konkrete Unternehmung unterschlagen wurde: nämlich sein selbstloser Gang zum neuen Leiter der Zentralstelle für Preßangelegenheiten Julius von Jasmund. Da der Brief vom 17. November 1858 unveröffentlicht blieb, in dem Fontane Eggers herzlich für seinen Weg zu Immanuel Hegel dankte, der aufgrund seiner früheren Stellung in der Zentralstelle und im Ministerium Einfluß hatte und die Entwicklungen kompetent zu taxieren vermochte, steht Eggers am Ende in dem verzerrten Licht, das Fontanes nachträgliches Urteil auf ihn geworfen hat. Für die Einschätzung der politischen Situation Ende 1858 steuern Eggers' Vermittlungsversuche in Sachen Fontane Bemerkenswertes bei. Der Herausgeber des Deutschen Kunstblattes zeigte sich als ein Mann, der frei zwischen den Fronten zu agieren verstand. Ihm öffneten sich die Türen zu den Regierungsbeamten der Manteuffelzeit ebenso wie jene zu Vertretern der „Neuen Ära". Für Fontane nutzte Eggers diesen Umstand und erwirkte auf diese Weise, daß der Rütligefährte mit seinen Interessen überhaupt im ministeriellen Gespräch blieb. Die Bedingungen, die Fontane gegenüber der preußischen Regierung aushandelte, fußten auf Ratschlägen, die Geheimrat Hegel erteilt hatte und die Jasmund im Vortrag beim Minister anzunehmen empfahl. Daß der aus London Heimgekehrte dann zu den drei bevorzugten Korrespon- deten gehörte, die vom obersten Leiter der gouvernementalen Presse, Max Duncker, „in vertraulichen Absprachen Winke über die Wünsche der Regierung erhielten" 20 , eine Chance, die Fontane zu seinem literarischen Glück, aber deshalb nicht minder unachtsam verspielte, verdankte der Schriftsteller ebenfalls dem umtriebigen Friedrich Eggers.
Diese Vermittlungen, die noch nicht gänzlich aufgeklärt sind, verdeutlichen
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