Heft 
(1993) 56
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zweierlei: 1. Eggers half keineswegs auf so unglückliche Weise, wie es Fontane in mehr als nur einem Brief, gegenüber Eggers selbst, aber auch gegenüber Dritten, darstellte. 2. Fontane nahm die Brücke, die ihm Eggers baute, in Anspruch; er war bereit, die Front zu wechseln, als sich erwies, daß die Front zwischen den politischen Parteiungen und deren Vertretern mitnichten derar­tig scharf gezogen war, wie anfangs angenommen. Eggers hatte ihm durch seine Verhandlungen diese Sachlage vor Augen geführt. Die brieflichen Zeug­nisse, die von Hegel und Jasmund überliefert sind, bestätigen gleichfalls die relative Unvoreingenommenheit der Absender. Sie sind frei von Indizien, die als Beweis für Vorbehalte gegenüber Fontane zu deuten wären. Erst als Fonta­ne mit der Kreuzzeitung in ein verbindlicheres Einvernehmen getreten war, ver­schloß sich die Tür zur offiziösen Preußischen Zeitung, die Eggers als Redakteur des Feuilletons offengehalten hatte. Daß Fontane nicht ohne Selbstgefälligkeit das wohl im Übermut vorgebrachte Angebot Eggers', die Redaktion der Preußi­schen Zeitung eines nicht zu fernen Tages von diesem zu übernehmen, als seiner ganz gemäß empfand, zeigt, daß der gegenüber Eggers erhobene Vorwurf, Ver­hältnisse nicht angemessen einstufen zu können, bis zu einem gewissen Grade auch auf ihn zutraf. Eben noch war Fontane bereit gewesen, sich mit Haltung dem abgetretenen Regierungslager zurechnen zu lassen, und schon liebäugelte er wieder mit gehobener Indienstnahme im offiziösen Blatt der neuen Macht im Staat.

Andererseits offenbaren sich darin Züge von Realpolitik. Fontane wog die ein­getretenen Verhältnisse nicht nach ihren politischen Verlautbarungen und Ver­sprechungen ab, sondern nach ihrem Geschick, sich die erlangte Macht zu sichern. Es hat etwas Sympathisches, daß Fontane am Ende die taktiererische Konsequenz fehlte und er die Feder von politischer Journalistik ließ. Wird erkannt, daß er Kurs auf eine neue Einbindung seiner schriftstellerischen Exi­stenz in Preußen nahm, klären sich überdies scheinbar undurchsichtige Reak­tionen Fontanes.

Natürlich: Sein Operieren, um passabel versorgt wieder nach Preußen zurück­zukommen, ist viel zu verwirrend gewesen, als daß aus den wenigen Briefen, die er in dieser Angelegenheit mit Friedrich Eggers wechselte, weitreichende Schlüsse gezogen werden können. Erst die quellengesicherte Rekonstruktion der verschiedenen Aktionen der Freunde wird es ermöglichen, mit der Gerech­tigkeit zu urteilen, die Fontane abging oder an der ihm nicht gelegen war. Für die Wissenschaft gibt es undankbarere Aufgaben.

Die Edition der Briefe erfolgt wort- und buchstabengetreu nach den Hand­schriften, die sich im Theodor-Fontane-Archiv/ Potsdam (Briefe Theodor Fon­tanes) und in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek Kiel (Briefe Frie­drich Eggers) befinden. Den Direktoren der beiden Institutionen, Herrn Dr. Manfred Horlitz und Herrn Prof. Dr. Dieter Lohmeier, ist für die Genehmigung zur Veröffentlichung und helfende Auskünfte sehr zu danken. Alle hier edier­ten Briefe von Friedrich Eggers sind bislang unpubliziert, das gleiche gilt für den Brief Fontanes Nr. 2 (einschließlich der Nachschrift zu Brief Nr. 3).

Die Briefe Nr. 3 (Teildruck in Briefe Theodor Fontanes. Zweite Sammlung. 1. Bd. Hrsg, von Otto Pniower und Paul Schlenther. Berlin: Fontane 1910 (Fr 1),

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