Zur Sache. Dein heutiger Brief hat der Elloramutter einige Thränen gekostet, während ich meines Theils finde, daß er ein wahres Evangelium, die reine frohe Botschaft ist. Dies ist mein vollständiger Ernst und nicht einmal eine Superlative Ausdrucksweise. Wenn Du den Brief kenntest, den ich gestern an Metzel 2 geschrieben habe, mit der gleichzeitigen Bitte auch Geh. R. Hegel mit dem Inhalt desselben bekannt zu machen, so würdest Du es völlig in der Ordnung finden, daß Deine Zeilen mir Trostesworte gewesen sind und eigentlich mehr in Aussicht stellen, als ich, ich will nicht sagen erwartet habe, aber meinerseits gefordert hätte.
Ich formulirte meinen Wunsch [eingefügt: an Metzel] gestern dahin: „möglichst baldige Rückkehr nach Berlin, mit möglichst geringem Geldverlust ["]. Ich pro- ponirte dann schließlich einen „Compromiß", den ich weiter nicht spezifizirte, worunter ich aber ohngefähr verstand, daß man mir ein einjähriges Gehalt (statt zweijährig) auf ein Brett auszahlen dafür aber mich jeder weitern Verbindlichkeit entbinden und mir meine völlige Freiheit zurückgeben möge. 3 Ich denke auch heute noch, daß ein solcher Compromiß das beste sein würde. Die Regierung spart dabei 1666 rh 20 Sgr. Gehalt, mehrere hundert Thaler Extra's und wird zugleich der Verpflichtung überhoben für meine Rückreise und Neu- Einrichtung (die denn doch nach 2 Jahren erfolgen würde) auch nur einen Six- pence auszugeben.
Du schreibst mir heute 1) daß Hegel sich wohlwollend über mich geäußert und 2) seine Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben habe für mich einzutreten, wenn man Miene machen solle mir die Auszahlung eines 2jährigen Gehalts zu verweigern. Das ist wirklich mehr als ich erwartet habe, fast mehr als ich wünsche; will man indessen so anständig sein und die Zusagen eines abgetretnen Ministeriums bis auf Heller und Pfennig erfüllen, nun so will ich dem preußischen Staat durch Ablehnung fernerer 1666 rh weiter keinen chagrin 4 anthun und werde nehmen, was die Götter und Auerswald mir bescheren. Für diesen reizenden Fall sind Rytli und Ellora hiermit zu einem Austernschmause eingeladen, Du aber kriegst ein Dutzend Holsteinsche (wegen Deiner Verdienste um dieses Land) extra. Laß eine kalt stellen!
In der zweiten Hälfte Deines Briefes berichtest Du noch über andre Punkte, die zwischen Dir und Geh. R. Hegel betreffs meiner zur Sprache gekommen sind. Hegel's Freundlichkeit dabei hat wirklich etwas Rührendes und stimmt mich zu der aufrichtigsten Dankbarkeit. Aber eigentlich können mir doch die Leute nicht recht helfen und [eingefügt: auch] Manteuffel, wenn er Minister geblieben wäre, 5 hätte mir nicht helfen können selbst wenn er gewollt hätte. Mich wirklich in eine Carrière hinein zu werfen, dazu sind die Dinge nicht angethan; alle Traditionen, alle [eingefügt: Regierungs] Maximen und meine eignen Fähigkeiten sind dagegen. Ein Mensch der nicht französisch sprechen kann, ist unfähig für jede höhere Verwendung und der Umstand daß ich 14 Jahre lang Apotheker gewesen bin, ist wahrhaftig nicht angethan, jenen Uebel- stand aufzuheben. Das größte was man für mich thun könnte, wäre entweder 1) mich hier zu belassen oder 2) mich als Consul nach Honolulu oder einem türkisch-aegyptischen Dreckloch zu schicken oder 3) mich als Subalternen, mit der Aussicht auf den Titel „Rechnungsrath" in ein Ministerial-Bureau zu stecken. 6 Das alles drei's aber ist mir zu schlecht, eins immer toller als das
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