andre und ich müßte bereits das absolute Verhungern vor Augen haben um mich zum einen oder andern zu entschließen. Und nun leb wohl, nochmals tausend Dank Dein
Lafontaine Donnerstag [18. Nov. 58]
Die Ellora-Mutter 7 grüßt tausendmal und dankt herzlich [eingefügt: nicht nur] für Deinen liebenswürdigen Geburtstagsbrief 8 [gestrichen: und] [eingefügt: sondern noch für] ein halbes Dutzend andre Geburtstagsbriefe 9 , die - wie ich vermuthe - unter Deiner unerbitterlichen Mahnung geboren sind. Mit Dick 10 vornehmlich wirst Du einen schweren Kampf gehabt haben, was aber ganz und gar nicht auf Indifferenz bei unsrem viellieben bourgeois hindeuten soll. Man kann es gut meinen und doch Briefschreiben wie Giftbechertrinken betrachten. Die Elloramutter schreibt nächstens und zu allernächst an Dich. 11 Heute les' ich in den Zeitungen, daß von Jasmund und von Bardeleben (nun wird's vornehm) in die Centralstelle eingerückt sind. 12 So lange die Constitio- nellen (woraus Du um Gottes willen nicht schließen willst, daß ich gegen con- stitutionelles oder richtiger parlamentarisches Leben bin, jeder versteht nur das seine darunter und die Unterschiede liegen nicht in der Sache sondern im Maaß) noch in der Opposition waren, sprachen sie mit Achselzucken resp. mit Verachtung von dem ganzen Institut. 13 Nun werden sie wohl auch mit Wasser kochen.
Was mich und meine Zukunft angeht, so bitt ich Dich und alle die Freunde zunächst gar nichts zu thun,r 1 4 das ist bei weitem das beste. Durch Anfragen hie und Horchen dort, würd' ich nur eine Unsicherheit zeigen, die ich nicht gern zeigen möchte. Außerdem hab ich zum Ueberlaufen mit Sack und Pack aus allen möglichen Gründen (Anstands=, Sittlichkeits= und Klugheits=Gründe) nicht die geringste Lust. Zunächst kann man mich nicht auf die Straße setzen und das andre wird sich finden. Im übrigen tausend Dank und den allerherzlichsten und aufrichtigsten, für eure Theilnahme an meinem Loos und euren immer bereiten guten Willen mir zu helfen. Sage das allen. Die Zeit wird noch kommen, wo ich auch [eingefügt: wieder] zurufen muß: now go on gentlemen if you please! 15 ,
Dein Lafontaine.
Nr. 3
Theodor Fontane an Friedrich Eggers
London d. 20. Novb. 58 52 St Augustine Road, Camden Town.
Mein lieber, alter Eggers.
Was ich fürchtete, ist geschehen: Du bist in gutem Herzen und Helfebereitschaft Deinem Freunde Jasmund auf die Bude gerückt und hast mich blamirt. 1