Heft 
(1993) 56
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Nr. 4

Friedrich Eggers an Theodor Fontane

Berlin 23 Novb. 1858.

Daß ich Dich nicht auf Deine Kosten 1 auslache, Du oller jottvoller Nöhl! Lachen thu ich; warum nicht auf Deine (Porto) kosten: davon unten. Lachen thu ich aber weil Du Dich unnnützer Weise in Sorgen versetzt hast. Oder war es wirklich nöthig, daß ich ausdrücklich hinzu setzte:ich habe mit Anstand und Würde gehandelt." Fast glaub' ich, es ist etwas von dieser Versicherung in meinem ersten Briefe 2 , wo ich von dem Besuch bei Hegel sprach, enthalten. Sieh doch mal nach. Du hast Recht ein feiner Diplomat bin ich nicht - obwohl man, wenn man die Sache bei Licht besieht, sehr oft findet, daß man klüger ist, als mancher Diplomat von Fach - aber Dich zu kompromittiren, davon hätte mich schon das von Dir getadeltelyrische Gemüth" abgehalten. Hattest Du mir denn Auftrag gegeben? Durfte ich irgend anders reden und handeln als auf eignes Geheiß? Schon bei Hegel sagte ich, daß ich in meinem und Deiner Freunde Namen komme, die sich Deiner Gesundheit wegen, nicht Deiner Stellung wegen, Besorgnisse machen. Daß ich bei Jasmund noch vorsichtiger war, um Dir nichts zu vergeben, versteht sich doch wohl am Rande. Er denkt und weiß nicht anders, als daß ich Dich hier haben will, daß das Rütli seinen Freund zurückhaben will. Gestern noch sagte ich ihm aus Deinem letzten Briefe an mich, er könne lange warten, bis Du Dich anbieten würdest, Du wärest nicht so ein Untherthäniger [!] wie diese Menschen, die er jetzt springen lasse; auch ich wäre sehr entfernt von ihm als persönliche Gunst zu erbitten, was er nicht mit seinenhohen" (ironisches Lächeln) Plänen vereinbaren könne u.s.w. Kurz, es ist gut, daß Du mir erspartest, einen Brief an ihn abzugeben, dessen Inhalt er doch schon durch mich weiß. Nur so viel hab' ich noch erfahren, daß er daran denkt, Dein Gehalt von der PreßCentralstelle ab auf das Ministerium des Aus­wärtigen zu wälzen. Ich bitte Dich, störe ihn darin nicht. Laß' Dich immerhin als einen jenem Ministerium und dem Grafen v. B. 3 Angehörigen betrachten. Das ist eben so gut. Ob Du aber willst, das [!] ich ihm unaufgefordert die Mitt­heilungen Deines letzten Briefes kundthun soll, darüber erwarte ich stricten Verhaltungsbefehl. Von selbst thu' ich es nicht, sondern billige weit mehr, Dein im vorletzten Brief 4 aufgestelltes Princip des ruhigen Abwartens. Da ich Jas­mund schon lange kenne - wir hatten miteinander Freitisch beim alten Karsten 5 - so macht sich der Verkehr sehr gut. Außerdem hab' ich ihm den Freund­schaftsdienst erwiesen, [gestrichen: das s] die Redaction des Feuilletons der Preuß Ztg" 6 zu übernehmen. Gestern installirt. Natürlich nur provisorisch, um es nicht aus den Händen zu lassen und mir Einfluß zu sichern. 7 So laß' ich die historische Entwickelung walten. Man hat mir eine Masse von Dir geschriebe­ner Sachen 8 , bereits abgesetzt und von Dir korrigirt, überliefert, um mein hohes Gutachten darüber abzugeben und es zum [gestrichen: Ab] Druck zu befördern.

No ch eins, theuerster Nöhl: Du bist doch zuletzt nicht der große Politiker, der Du Dich glaubst. (Verzeih', daß ich selber nicht klarer darüber bin, da ich vo n D einer politischen Wirksamkeit nichts kenne.) Wie man glauben kann, der

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